Große Wildtiere im Kleingarten
Von Tommy Brumm, Natur- und Gartenzentrum Westsachsen der Schreberjugend
Es ist in den Wintermonaten ruhiger geworden in unseren Kleingartenanlagen, und es stellen sich nicht so übliche Besucher ein. Ein großer Albtraum für die Kleingärtner ist der Besuch einer Wildschweinrotte. Die Populationen steigen stetig an, und die Rotten drängen auf bislang unerschlossene Lebensräume. Die Tiere sind sehr intelligent und passen sich schnell neuen Lebenssituationen an. Von der Nähe zum Menschen können die Wildschweinrotten nur profitieren, da es im Umfeld des Menschen leichter ist an Nahrung zu kommen und sie dort nicht bejagt werden.
Das Eindringen in eine Kleingartenanlage stellt für die robusten Tiere kein Problem dar, Maschendrahtzäune sind längst kein Hindernis. Einen absoluten Schutz gegen Wildschweine kann man kaum erreichen, aber ein Holzzaun oder noch besser Metallzaun ist recht hilfreich, gibt jedoch keine Garantie.
Die Bejagung erreicht eher ein Ansteigen der Population, weil dabei meist das soziale Gefüge der Rotte zerstört wird und die natürliche Populationskontrolle durch die Leitbachen nicht mehr gewährleistet wird.
Die Notwendigkeit der Jagd auf Wildschweine soll nicht in Frage gestellt werden, aber die Jagd sollte sich an den Regularien der Natur orientieren, in der kranke und schwache Tiere bejagt werden.
Rehe und Hirsche besuchen auch sehr gerne Kleingartenanlagen, besonders wegen des guten Nahrungsangebotes. Dies kann in der warmen Jahreszeit auch einmal sehr schlecht für die Rosen ausgehen. Die Tiere finden die kleinsten Lücken in den Zäunen oder können Zäune mit einer geringen Höhe überspringen. Aber wenn sie überrascht werden, geraten sie schnell in Panik und finden den gewählten Eingang nicht mehr wieder.
Oftmals verletzen sich die Tiere bei einer Flucht in Panik. Befinden sich ein oder mehrere Rehe im Garten, so sollte man Ruhe bewahren und den Tieren die Möglichkeit für einen ruhigen Rückzug geben.
Nicht nur Pflanzenfresser besuchen den Garten, sondern auch Raubtiere. Ein gar nicht so seltener Gast ist der Rotfuchs, dessen Hauptaugenmerk gilt den Mäusen im Garten. Gerade sein Interesse an der stetig wachsenden Mäusepopulation ist für uns von Vorteil. Alle in Zentraleuropa lebenden Mäusearten haben von den zurückliegenden milden Wintern profitiert und sich stark vermehrt. Auch die Landwirte schlagen Alarm, da die Überpopulationen von Mäusen die Ernteerträge schmälern.
Spätestens jetzt sollte die sinnlose Fuchsjagd überdacht werden. Die Populationen der Füchse müssen nicht reguliert werden, dies lässt sich leicht anhand der Maßnahmen in Luxemburg beweisen. Vor sechs Jahren wurde die Fuchsjagd in Luxemburg verboten, und der Bestand der Füchse ist seitdem konstant geblieben. Die hohe Mäusepopulation greift nicht nur unsere Nutzpflanzen an, sondern auch unsere Gesundheit. Zecken infizieren sich bei Mäusen mit dem Borreliose-Erreger, eine regulierte Mäusepopulation lässt somit die Zahl der Zecken mit Borreliose-Erregern sinken.
So mancher Gartenfreund stellt an seinem Gartenteich auch eine Fischreiher-Attrappe zum Schutz seiner Fische auf, was einen hungrigen Vogel jedoch kaum von einem Raubzug abhalten dürfte. Fotos: Brumm, ps
Ein Gartenteich mit Fischbesatz könnte dem Graureiher einen vollen Magen versprechen. Wenn sich die Gelegenheit bietet, nutzt er diese auch. Die Kleingärtner zeigen sich sehr einfallsreich, diesen schönen, aber ungebetenen Gast von ihrem Gartenteich fernzuhalten. So werden Netze über den Teich gespannt oder Attrappen von Fischreihern aufgestellt.
Wir können uns viel Mühe geben, die vorbenannten Tiere aus dem Garten fernzuhalten, aber völlig wird uns dies niemals gelingen.
Gartenfreund - Sachsen aktuell
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