Bundesbauministerin Geywitz besuchte KGV „Kultur“ Leipzig
Kleingärten mitten in der Stadt mit vielfältigen Wirkungen
Der KGV „Kultur“ in Leipzig erhielt nach der Goldmedaille beim Bundeswettbewerb „Gärten im Städtebau“ 2022 am 15. August 2023 sozusagen die nächste Ehrung – den Besuch von Bundesbauministerin Klara Geywitz. Im Rahmen ihrer diesjährigen Sommerreise unter dem Motto „Unterwegs für das Zuhause – miteinander sozial & innovativ“ erkundigte sich die Bundespolitikerin vor Ort über die aktuelle Situation des Kleingartenwesens in Sachsen und im KGV „Kultur“ im speziellen über die soziale Quartiersentwicklung im urbanen Stadtraum.
BKD-Vizepräsident Udo Seiffert (r.) und Vereinsvorsitzender Holger Große begleiteten Bundesbauministerin Klara Geywitz bei ihrem Rundgang durch die KGA „Kultur“ Leipzig. Foto: Henning Schacht
Wichtige Rolle im urbanen Raum
BKD-Vizepräsident Udo Seiffert begrüßte den Gast und ihre Begleitung im Vereinshaus des KGV „Kultur“ und stellte ihr die Vertreter aus dem Bereich des Kleingartenwesens vor. Als Vertreter der „Hauptstadt des deutschen Kleingartenwesens“ waren Bürgermeister Heiko Rosenthal und Fachbereichsleiterin Karin Haberkern sowie vom TafelgärtenProjektpartner WABE e.V. Jörg Braun und Projektleiter Helgo Schmolke zugegen.
Der Bundesbauministerin mit wenigen Worten die Bedeutung des Kleingartenwesens zu erläutern war bei der Vielzahl der wichtigen Themen nicht gerade einfach. Gespannt und sehr aufmerksam lauschte Klara Geywitz den Ausführungen von Udo Seiffert zur Bedeutung des Bundeskleingartengesetzes. Dabei ging er insbesondere auch auf den Erhalt der Artenvielfalt in den Kleingartenanlagen, auf deren Einfluss auf das Mikroklima in ihrem unmittelbaren Umfeld, auf die vielfältigen sozialen Aspekte über den eigenen Gartenzaun hinaus sowie auch auf die Organisation und Struktur des Kleingartenwesens ein. Einen weiteren Schwerpunkt bildete die größer werdende Schere zwischen dem wachsenden Bedarf an Kleingärten in Ballungsgebieten und dem hohen Leerstand im ländlichen Raum.
BKleingG wird nicht angetastet
In ihren Ausführungen konnte Klara Geywitz aus eigenen positiven Erfahrungen von Kleingärten in ihrer Heimatstadt Potsdam berichten. Ihr ist die Bedeutung der Kleingärten und des Bundeskleingartengesetzes (BKleingG) bewusst. Sie stellte eindeutig klar, dass das Bundesbauministerium keine Änderungen an diesem seit 40 Jahren bewährten Gesetz plant. Offensichtlich gänzlich neu für die Ministerin und ihre Mitarbeiter war die akute Leerstandsproblematik in den neuen Bundesländern. Einen Grund dafür sieht die Bundespolitikerin auch darin, dass die Vertreter des Kleingartenwesens auf Bundesebene in der Vergangenheit zu leise über diese Herausforderungen berichtet haben.
Auch zu dieser Problematik erhielten wir das positive Signal, dass sich das Ministerium mit diesem Thema intensiver beschäftigen will. Jeder Kleingarten sei indes als Einzelfall zu betrachten, somit könne für die Vielzahl der anstehenden Probleme auch keine einheitliche Lösung erarbeitet werden. Vielmehr sei ein Maßnahmenkatalog eine sinnvolle Alternative. Nachdem im Mai 2023 die Vertreter der ostdeutschen Landesverbände der Kleingärtner und Berlins übereinstimmend über ähnliche Probleme berichtet hatten, können wir dem Bundesbauministerium nunmehr aktuelle Zustandsdaten zur Verfügung stellen.
Seit über 15 Jahren erzeugen Ein-Euro-Jobber in den Tafelgärten der KGA „Kultur“ Obst und Gemüse für bedürftige Mitbürger. Foto: ps/Archiv
Tafelgärten sind ein sozialer Aspekt
In der sich anschließenden offenen Gesprächsrunde äußerten sich die Teilnehmer zu solchen Themen wie Pachten auf Basis eines Zwischenpachtvertrages bzw. einer Verwaltungsvollmacht, Grünflächen und Parkanlagen, Wasserhaushalt und Frischluft zufuhr, Tafelgärten und Integration, robuste Obstund Gemüsesorten, Rückzugsgebiet und gefährdete Arten, Ehrenamt und Dienstleistung, Pachtrückläufer und Förderungen – um nur einiges zu nennen. Leider war auch hierfür die Zeit begrenzt.
Zum Abschluss der Gesprächsrunde nutzte der Vorsitzende des KGV „Kultur“ Holger Große die Gelegenheit, die Entwicklung „seiner“ Anlage von der Entstehung über die Vereinsgründung bis hin zur Gegenwart darzulegen, die ohne persönliches Engagement der Mitglieder nicht möglich gewesen wäre. Er sieht die Fortführung des Tafelgarten-Projektes als eine soziale Verantwortung des Vereins. Seit dem Projektstart wurden bereits über 15 Tonnen frisches Obst und Gemüse an die Tafel geliefert und an bedürftige Mitbürger weitergegeben. Die Vereinsmitglieder wissen jedoch, dass dieses Vorhaben ein Zuschussprojekt ist – jährlich entgehen dem Verein rund 4000 Euro an Einnahmen. Stolz informierte er zudem über die erfolgreiche Integration von Ange hörigen verschiedener Nationalitäten in die Kleingärtnergemeinschaft , über die Öffnung der Kleingartenanlage in den Sommermonaten für alle Bürger, über die Nutzung von Fördermitteln, über eine Spendenbox für nicht selbstverbrauchte Gartenerzeugnisse sowie die verschiedenen Projektgärten.
Erfolge gelingen nur miteinander
Bei einem Rundgang durch die KGA „Kultur“ haben sich die Bundesministerin und ihre Begleiter ein eigenes Bild von den Kleingärten mitten in der Großstadt gemacht. In vielen individuellen Gesprächen zeigte sich, dass das Thema Kleingärten für die Gäste keineswegs eine „Unbekannte“ ist. Danach wurde der Gedankenaustausch in lockerer Atmosphäre bei einem reichhaltigen Imbiss fortgesetzt. Übereinstimmend wurde festgestellt, dass es ebenso wichtig wie notwendig ist, den Bedarf an Kleingärten den jeweiligen Gegebenheiten vor Ort anzupassen. Das gelingt jedoch nur in enger Zusammenarbeit der Verantwortlichen aller Verwaltungsebenen mit den Vereinen und Verbänden vor Ort, mit den Kommunen und Eigentümern, mit den Regional- und Landesverbänden, mit den Ministerien auf Landes- und Bundesebene sowie zwischen dem Bundesverband Deutscher Gartenfreunde und der Bundesregierung.
Der Thematik Kleingartenwesen wird sich Bundesbauministerin Klara Geywitz noch im September 2023 (nach dem Redaktionsschluss für diese Ausgabe) sowohl beim 2. Kleingartenkongress der SPD-Bundestagsfraktion als auch bei der feierlichen Eröffnung des Bundeszentrums des BKD erneut widmen. Wir hoffen, dass ihre Sommertour dazu beigetragen hat, dem Kleingartenwesen im Bundesbauministerium künftig mehr Beachtung zu schenken. Dieser Besuch hat sowohl die vielfältige Bedeutung der Kleingärten für Natur und Umwelt als auch deren Potenzial für das bürgerschaft liche Miteinander unterschiedlicher sozialer Gruppen und Nationalitäten verdeutlicht.