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Mäuse im Kleingarten

in Artenvielfalt

Artenvielfalt im Kleingarten

(1) Feldmäuse können bei günstigen Bedingungen eine Populationsdichte von über 1000 Exemplaren pro Hektar bringen. (2) Besucht der eigentliche Waldbewohner Gelbhalsmaus unseren Kleingarten, fühlt er sich hier wohl und anerkennt unsere Bemühungen um einen naturnahen Kleingarten. Fotos: Brumm

Sie sind Krankheitsüberträger, Vorratsschädlinge – und viele finden sie einfach nur eklig! Aber Mäuse haben auch eine große Bedeutung für die Ökosysteme.

Eine Maus, die den Menschen seit Jahrtausenden begleitet, ist die Hausmaus. Sie gehört zu den „Altweltmäusen“ und stammt mit großer Wahrscheinlichkeit aus Indien. Sie hat Mitteleuropa etwa 4000 Jahre vor Christus erreicht. Die Hausmäuse betreiben eine intensive Vorratswirtschaft , besonders im Herbst in Vorbereitung auf die „kalte Jahreszeit“. Nachgewiesen ist jedoch, dass diese Vorratswirtschaft in unmittelbarer Nähe des Menschen nicht mehr so intensiv betrieben wird. Die Hausmaus ist für schlechte Zeiten gerüstet, einen Winterschlaf gibt es nicht, aber bei extremem Frost oder Nahrungsmangel kann sie vorrübergehend in einen Erstarrungszustand fallen. Zu den wichtigsten Feinden der Hausmäuse gehören Marder und Wiesel.

Wissenschaftler aus Großbritannien haben Fossilien der wohl frühesten bekannten Säugetier-Vorfahren entdeckt. Sie fanden Zähnchen von zwei kleinen, rattenähnlichen Säugern in der Grafschaft Dorset im Südwesten Englands. Die Tiere lebten vor schätzungsweise 145 Millionen Jahren im Zeitalter der Dinosaurier, wie die Forscher mitteilten. Größer zu werden war mit großer Sicherheit für die frühen Säugetiere durch die Dominanz der Dinosaurier nicht möglich. Die frühen Säugetiere waren Mäusen sehr ähnlich, und sie haben die großen Katastrophen der Vergangenheit gemeistert.

Gewinner des Klimawandels

Die Mäuse sind auch heute die klaren Gewinner des wärmer werdenden Klimas. Die Populationen der Mäuse nehmen stetig zu, der Winter reguliert den Bestand nicht mehr im erforderlichen Ausmaß. Deshalb ist auch die Fuchsjagd nicht nachzuvollziehen, da Füchse eff ektive Mäusejäger sind. Alle Argumente, um die Fuchsjagd zu begründen, sind aus der Luft gegriffen. Füchse müssen nicht im Bestand reguliert werden, der Bestand reguliert sich durch ihr Revierverhalten von selbst. Tollwut ist kein Problem mehr in Deutschland, und einen Sechser im Lotto hat man statistisch eher als einen Fuchsbandwurm.

Eine typische Maus des Gartens ist die Feldmaus (Microtus arvalis), ihr Schadbild ist bei 25 bis 500 Tieren je Hektar noch überschaubar. Die Art durchläuft aber regelmäßige Populationsschwankungen, und so kann die Dichte der Individuen schon einmal auf 1000 Tiere je Hektar ansteigen. Gerade sehr milde Winter können diesen Anstieg begünstigen, und die Feldmaus kann zum argen Schädling werden. Feldmäuse pflanzen sich über das gesamte Jahr fort, und ein Mäuseweibchen kann drei bis sechs Würfe mit zwei bis zwölf Jungtieren pro Jahr zur Welt bringen. Die Jungtiere werden innerhalb von zwei Wochen wieder geschlechtsreif, schon allein hierin liegt das Potenzial zur Plage!

Die Gelbhalsmaus (Apodemus fl avicollis) erreicht keine dermaßen großen Populationsstärken, und das Potenzial, ein Schädling zu sein, hat sie kaum. Sie ist eher ein Waldbewohner. Aber wenn diese Mäuse im Garten beobachtet werden, sollten wir dies als eine Anerkennung der Natur für unseren Garten werten!

Für Ringelnatter, Fuchs, Marder und Mauswiesel bilden die Mäuse eine wichtige Nahrungsgrundlage. Fotos: Brumm

Mäuse stehen in der Nahrungskette nicht besonders weit oben, sie bilden für viele kleine Räuber die Nahrungsgrundlage. Der wohl effektivste Mausjäger ist das Mauswiesel. Dieser kleine agile Räuber ist in der Lage, auch in die Nester der Mäuse vorzudringen. Sein hoher Energiebedarf treibt ihn ständig an, neue Beute zu machen. Eine großflächige Unterstützung durch Kauz und Eulen ist in den Gärten nicht zu erwarten, aber gerade junge Ringelnattern räumen auch gerne einmal ein Mäusenest aus. Ziel dabei sind eher die noch nackten Jungtiere der Mäuse. Katzen sollten wir nicht als regulierende Spezies ansehen, zum einen sind sie eher als Neozoen (Fremdeinwanderer) zu betrachten, und zum anderen richten sie in dem „fast Ökosystem“ Garten mehr Schaden als Nutzen an.

Überwinterer im Gartenhaus

Auch Hausmäuse haben die Lauben im Kleingarten als Quartier entdeckt und leben sich hier schnell ein. Foto: Brumm

Wir haben mit dem Kleingarten einen Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen geschaff en, aber unser Gartenhaus sollte doch uns vorbehalten sein. Aber gerade dieser Ort, welcher vor den Launen des Wetters schützt, ist begehrt. Viele Tiere suchen in den Wintermonaten genau hier einen sicheren Unterschlupf.

Die vergangenen Winter waren für das bisher übliche Klima Mitteleuropas zu mild – und dies blieb nicht ohne Folgen. Nicht jede Mausart entdeckt das Gartenhaus für sich, aber die Arten, welche es können, finden jeden Schwachpunkt in der Konstruktion. Sie können auch durch kleine Öff nungen in Gebäude gelangen und diese für sich erobern. Mäuse gehen gerne ein Risiko für diesen Schutz ein. Aber sie sind nicht allein im Gartenhaus, da auch einige ihrer Fressfeinde hierhin folgen können. Überall hin kann ihnen das Mauswiesel folgen, da es durch seine Körperform selbst durch kleinste Öffnungen kommen kann. Sein Erscheinen ist meist unauffällig und mit keinem Schaden für die Baulichkeiten verbunden. Hat es einmal ein Mäusenest aufgestöbert, so räumt es gründlich auf.

Tommy Brumm, Natur- und Gartenzentrum Westsachsen der Schreberjugend