Aus der Welt der Schnecken
Artenvielfalt im Kleingarten
Lebensräume und Lebensweise von Gartenschnecken
Schnecken haben in der Erdgeschichte eine große Rolle in den Ökosystemen unseres Planeten gespielt, besonders um die Stoffkreisläufe in Gang zu halten. Jedoch haben sie kaum fossile Spuren hinterlassen, dies liegt einfach im Aufbau ihres Körpers. Verendet eine Nacktschnecke, so bleibt von ihr kaum etwas übrig, denn die Tiere bestehen zu 98 Prozent aus Wasser. Bei den Gehäuseschnecken sieht dies etwas anders aus, sie hinterlassen nach ihrem Tod ein Kalkgehäuse.
Schnecken gehören nicht zu den beliebtesten Tieren im Garten, aber ohne sie würde das „Miniökosystem Garten“ in unserer Kulturlandschaft nicht funktionieren. In gut funktionierenden Ökosystemen halten sich die Schneckenpopulationen die Waage und werden von ihren Fressfeinden kurzgehalten. Aber eine sich immer weiter ausbreitende Nacktschneckenart fügt sich nicht in die Ökosysteme ein. Es handelt sich hierbei um die „Spanische Nacktschnecke“ – ein unermüdlicher „Nimmersatt“. Sie ist eine falsch als Neozoen bezeichnete Spezies, aber zu dieser Erkenntnis kam die Wissenschaft erst vor wenigen Jahren. Eine aktuelle Untersuchung ihrer DNA brachte zutage, dass diese Schnecke eher heimisch ist. Es ist wahrscheinlicher, dass ihr Ursprungsgebiet in einem begrenzten Gebiet Mitteleuropas lag und unser aktuelles Kaufverhalten bei Gartenprodukten ihren Siegeszug über ganz Europa ermöglichte.
Eigelege der Wegschnecke rechtzeitig erkennen und entfernen
Die „Spanische Nacktschnecke“ ist bestens für die Mehrung ihrer Spezies ausgestattet. Sie hat einen fast ungenießbaren Schleim, der von vornherein viele natürliche Feinde wie den Igel ausschließt. Sie ist sehr vermehrungsfreudig und definitiv nicht wählerisch bei ihrer Nahrung. Besonders für den Gärtner unangenehm ist ihre Vorliebe für frische Triebe und Pflanzen, aber auch Kannibalismus ist ihr nicht fremd. Ihr Erscheinen brachte die heimischen Nacktschnecken in starke Bedrängnis, besonders betroffen ist die Population der Roten Wegschnecke.
Das Erscheinen der „Spanischen Nacktschnecke“ löste auch sehr schnell drastische Bekämpfungsmaßnahmen aus. Die meisten chemischen Helfer können jedoch nur eine Balance zwischen den Schnecken und dem Fraßschaden herstellen, aber die Schnecke nicht zurückdrängen. Die großen Verlierer sind die heimischen Schnecken, und dabei sind die meisten von ihnen kaum zu großen Schäden an den Pflanzen fähig.
(1) Spanische Wegschnecke bei der Fortpflanzung (2) Eigelege der Spanischen Wegschnecke. Wer sie im Herbst unter Holzbrettern und aus dem Rasen wegsammelt, hat in der nächsten Gartensaison ein paar Plagegeister weniger. (3) Bei der Spanischen Wegschnecke ist mitunter auch Kannibalismus zu beobachten. Fotos: Brumm
Schnegel: Nützlinge gegen Nacktschnecken im Kleingarten?
Eine besonders große Verlierergruppe sind die Schnegel. Diese sehr schönen Schnecken ernähren sich von Pilzen, Flechten, Algen und Aas. Oder sie fressen tote Pflanzen, seltener frisches Pflanzenmaterial. Gerade der Tigerschnegel sollte als Freund betrachtet werden, er ernährt sich auch von anderen Schnecken, sogar von der „Spanischen Nacktschnecke“!
Zu den bekanntesten Gehäuseschnecken unserer Gärten gehört die Weinbergschnecke. Auch diese nützliche Schnecke hilft uns mehr als dass sie schadet. Sie gehört der Ordnung der Lungenschnecken (Pulmonata) und der Familie der Schnirkelschnecken an. Die Weinbergschnecke ernährt sich von weichen, welken Pflanzenteilen und Algenbewüchsen, die sie mit ihrer Raspelzunge abweidet. Dass Weinbergschnecken die Gelege anderer Schnecken fressen würden, beruht womöglich auf Beobachtungen von Kannibalismus. Es kommt vor, dass Jungschnecken der Weinbergschecke in der Bruthöhle noch nicht geschlüpfte Eier verzehren. Bei erwachsenen Weinbergschnecken kommt weder Kannibalismus noch Fraß von anderen Schneckeneiern vor.
(1) Zu den Verlierern der Entwicklung gehören leider auch die schön anzusehenden Schnegel. (2) Nacktschnecken sind bei der Wahl ihres Futters nicht gerade wählerisch. (3) Laufkäfer mit einer erbeuteten Nacktschnecke, Fotos: Brumm
Weinbergschnecken sind an einen Lebensraum gebunden, in dem sie Kalk vorfinden. Ist zu wenig Kalk vorhanden, so werden ihre Häuser instabil, und die Tiere haben nur eine geringe Lebenserwartung. Ebenfalls auf dem Rückzug befinden sich viele Bänderschnecken. Diese harmlosen Gehäuseschnecken ernähren sich überwiegend von Flechten und Algen, sie sind auch gerne Gast auf unserem Kompost und stellen keine große Gefahr für unsere Jungpflanzen dar.