Artendichte der Kleingärten unterstreicht Bedeutung des Kleingartenwesens
Artenvielfalt im Kleingarten
In der europäischen Kulturlandschaft dominieren Monokulturen – sei es in der Land- oder auch in der Forstwirtschaft. Monokulturen lassen sich effizient pflegen und werfen einen größeren Ertrag ab, aber sie verringern gleichzeitig die Artendichte. Dieses Anwachsen der Monokulturen betreibt der Mensch bereits seit einigen Hundert Jahren – und ein Ende ist nicht abzusehen. Eine Vielzahl von spezialisierten Arten sind deshalb in ihrem Bestand stark gefährdet oder bereits ausgestorben.
Veränderungen treffen uns Menschen
Lange standen die Menschen dieser beunruhigenden Entwicklung recht gleichgültig gegenüber, aber dies ändert sich langsam. Wir sind ein Teil dieses großen Ökosystems und stehen nicht außerhalb von diesem Ökosystem. Veränderungen im Ökosystem haben über kurz oder lang auch Auswirkungen auf die Menschheit. Dabei haben wir seit vielen Jahrhunderten bereits das Angesicht der Erde verändert und leider nur sehr wenig aus den daraus resultierenden Folgen gelernt. Der erste große Schlag gegen die Vielfalt der Arten war der Landraub der Menschheit – und dieser begann nicht erst vor 100 Jahren. Bereits die Römer und Griechen veränderten die Wälder im Mittelmeerraum nachhaltig. Sie benötigten Holz für ihre Städte und ihre Kriegsflotten. Schnell schwanden die Wälder und erholten sich von diesem Raubbau nicht wieder. Die Wälder Mitteleuropas wurden ab dem Mittelalter immer intensiver abgeholzt. Gleichermaßen hatte das Ausrotten der Großsäuger enorme Auswirkungen auf die Bewohner der Wälder. Die Wälder wurden dichter und boten vielen spezialisierten Pflanzen und Tieren keinen Lebensraum mehr. Die späteren Monokulturen taten ihr Übriges, die Vielfalt zu reduzieren.
(1) Besonders in den jetzt zumeist heißen und trockenen Sommern ist ausreichend Wasser als Lebenselixier für Tiere und Pflanzen überlebenswichtig. (2) In einer Mischkultur wehren verschiedene Gemüsesorten gegenseitig tierische Schaderreger ab, und wir können auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verzichten. Fotos: Brumm
(1) Ein Kleingarten sollte niemals absolut unkrautfrei sein, am Rande der Beete oder auf Wegen können wir durchaus Wildpflanzen wie den Breitwegerich dulden. (2) Blumen mit offenen Blüten sind solchen mit geschlossenen Blüten unbedingt vorzuziehen, denn bei Letzteren kommen Insekten nicht an die Pollen heran. Fotos: Brumm
Kleingärten sind viele Minibiotope
Das nächste Problem ist die intensive Bewirtschaftung der Monokulturen, da deren Bestand ohne den Einsatz des chemischen Pflanzenschutzes kaum zu halten wäre. Zu all diesen Entwicklungen kommen noch die globale Erwärmung unseres Planeten und das sich daraus verändernde Klima hinzu. Viele Arten sind auf konstante Jahreszeiten angewiesen. Unsere Kleingärten stellen eine Anreihung vieler Minibiotobe dar und haben somit das Potenzial, zu einem Rückzugsgebiet für viel bedrohte Arten zu werden. Die Artendichte ist im Vergleich zu einem Stadtpark enorm hoch, jedoch sollte man deshalb keinen Stadtpark unter die Bedeutung der Kleingärten stellen. Es gibt nicht viele Bereiche in unserer Kulturlandschaft, in denen dem Menschen eine große Bedeutung für die Vielfalt der Arten zukommt. Im Kleingarten ist der Mensch der Motor der Vielfalt, da nachweislich mit dem Ende der Bewirtschaftung auch die Artenvielfalt schwindet.
(1) Disteln ziehen Insekten an und sollten in so mancher Gartenecke für eindrucksvolle Tierbeobachtungen ihren Platz behalten dürfen. (2) Gartenvögel und Tagfalter sind wichtige Indikatoren für die Biodiversität unserer kleinen Gärten. Fotos: Brumm
Vögel und Tagfalter als Indikatoren
Was sind die Indikatoren der Vielfalt? Es beginnt mit der Vielzahl der Pflanzen und multipliziert sich mit einer ökologischen Bewirtschaftung dieser. Der Verzicht oder die Minimierung des chemischen Pflanzenschutzes im Kleingarten gehört zu den wohl wichtigsten Faktoren für eine größere Vielfalt. Eine noch größere Bedeutung kommt jedoch den Randbereichen des Kleingartens zu – dies sind der Kompost, die Gartenteiche und die Hecken. Diese Bereiche sind ein Rückzugsgebiet und gleichzeitig die Kinderstube für viele Arten. Die offensichtlichsten Indikatoren für den Laien sind die Anzahl der Vogelarten und die Tagfalter. Je größer deren Bestand ist, desto mehr unauffällige Arten sind in der restlichen Gartenanlage zu erwarten. Wir sollten uns unseres großen Nutzens für die Gesellschaft bewusst sein und damit auch selbstbewusst umgehen.
Nicht ganz so wirksam, aber ökologisch sinnvoll – passiver Pflanzenschutz statt des Einsatzes chemischer Pflanzenschutzmittel. Fotos: Brumm
Gartenfreund - Sachsen aktuell
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