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Insektenhotels im Kleingarten – aber richtig!

in Artenvielfalt

Artenvielfalt im Kleingarten

(1) Dieses Sandarium befi ndet sich in der KGA „Dr. Schreber“ Leipzig im Außengelände des Deutschen Kleingärtnermuseums. (2) Dieses große Insektenhotel lockt natürlich auch zahlreiche Brutparasiten an und schützt die Insekteneier nicht vor Buntspechten und Co. Fotos: Brumm

Ohne unsere Bienen könnte der Mensch nicht existieren! Diese Erkenntnis ist in der großen Breite der Bevölkerung angekommen. Natürlich möchten viele Menschen auch zeigen, wie ernst sie es mit der Unterstützung der Bienen meinen. Zum einen haben die Imkervereine einen großen Aufwind erfahren, und zum anderen werden die Insektenhotels auch in den Kleingärten immer mehr. Bei den Insektenhotels ist die gängige Meinung – je größer, desto besser. Es ist gut gemeint, aber nicht immer zielführend. Große Gelege von potenzieller Beute locken auch viele Brutparasiten an.

Es ist vollkommen logisch, dass, je größer die Populationsdichte der Wildbienen wird, auch die der Parasiten wächst. Diese Brutparasiten, wie z.B. der Wollschweber, parasitieren aber auch andere Wildbienenarten. Selbst bodenbewohnende Arten wie die frühen Sandbienen werden befallen. Mit einem großen „Insektenhotel“ fördern wir auch die Menge dieser Parasiten. Und die bleiben halt nicht bei einer Wildbienenart, sondern nehmen auch alles andere gerne an, was ihnen vor die Legeröhre kommt.

Insektenhotels - Nutznießer und Gegenspieler

Ein eher unauffälliger Brutparasit ist der Trauerschweber, doch er tötet seinen Gastgeber! Diese eindrucksvolle Fliegenart ist als erwachsenes Insekt von März bis Juni aktiv. Sie ist durch ihre im Verhältnis zum Körper sehr großen Flügel leicht zu erkennen und erreicht eine Körperlänge von 13 mm. Die Weibchen suchen nach erfolgter Paarung die Gelege von Solitärbienen auf, darunter auch die der Mauerbiene! Die Weibchen tupfen ihren Hinterleib vor der Eiablage in der Nestnähe in Staub und wirbeln anschließend im Flug das Ei mit dem Staub in den Eingang des Bienennestes.

Nach der erfolgreichen Eiablage geht der Schlupf der Larve sehr schnell, und diese kriecht in die Brutzelle der Biene. Vor ihrer ersten Häutung ernährt sie sich ausschließlich vom Proviant der Bienenlarve. Ist die Häutung erfolgt, kriecht die jetzt beinlose Larve zur Bienenlarve und saugt diese aus. Nach dem Tod der Bienenlarve verpuppt sich die Trauerschweberlarve und schlüpft im nächsten Frühjahr. Als erwachsenes Insekt ernährt sich der Trauerschweber von Nektar. Ein weiteres Problem stellen Buntspechtedar, diese bedienen sich gerne an Insektenhotels. Dieses Verhalten wird aufgrund des aktuellen Insektenschwunds immer sichtbarer. Der aktuelle Mangel an geeigneter Beute führt nicht nur zur Plünderung der Insektenhotels, sondern auch zu einem intensiveren Räubern an Nistkästen der Gartenvögel.

(1) Ein Wollschweber bei der Eiablage, er befällt sogar die Gelege von Sandbienen. (2) Die Schlehen-Lockensandbiene ist eine von rund 100 Sandbienenarten in Deutschland und auf die Eiablage im Erdboden angewiesen. (3) Die Larve des parasitären Trauer schwebers tötet die gastgebende Bienenlarve. Fotos: Brumm

Auch die Bohrlöcher in solch einem Hartholzbrett sich bestens für die Eiablagevon Insekten. Foto: Brumm

Unser Ansinnen sollte daher in Richtung vieler kleiner Insektenhotels gehen. Aber es gibt noch eine andere schöne Möglichkeit, die Wildbienen zu fördern. Ein Sandarium ist eine wundervolle Variante, Wildbienen eine gute Möglichkeit zur Eiablage zu schaffen, zumal bestimmte Wildbienenarten wie die Schlehen Lockensandbiene auf derart unbewachsene Flächen angewiesen sind.

Die Schlehen-Lockensandbiene ist wohl eine eher klassische Wildbiene und gehört zu den 100 Sandbienenarten in Deutschland. Ihre Legekammern befinden sich meist in lockerem Boden in einer Tiefe von 5 bis 60 cm. Diese Bienen werden häufig parasitiert, so zum Beispiel von den Wollschwebern. Auch diese Fliegenart liebt warme Standorte und ist besonders gut an warmen Tagen im Frühjahr zu beobachten.

Tommy Brumm, Natur- und Gartenzentrum Westsachsen der Schreberjugend