Wespen in unseren Kleingärten
Artenvielfalt im Kleingarten
Aus dem Leben der "anderen" Wespen
Bei Wespen denken die meisten Kleingärtner an die klassischen Wespen (Vespinae) einer Unterfamilie der Faltenwespen. Diese Staaten bildenden Tiere dominieren die Gärten und sind wichtige Schädlingsbekämpfer. Dennoch ist die Familie Vespinae deutlich größer und vielseitiger. In den Monaten Mai bis August kann man Tenthredo temula oder auch die Berauschte Blattwespe als ausgewachsenes Tier antreffen. Der Lebensraum dieser in Zentraleuropa verbreitenden Art sind unsere Hecken, wobei sich die ausgewachsenen Tiere überwiegend von Pollen ernähren, aber gelegentlich auch kleine Insekten jagen. Bevorzugt wird der Pollen verschiedener Doldenblütler wie WiesenKerbel, Wiesen-Bärenklau, Brombeere und Eingriff eliger Weißdorn. Die Nahrungspflanzen der Larven bilden Liguster (Ligustrum).
Eine Wespenart, welche auch Liguster als Nahrungspflanze für ihre Larven nutzt, ist die Liguster-Blattwespe Macrophya punctumalbum. Die ausgewachsenen Tiere findet man von April bis Juni in unseren Kleingärten. Hauptsächlich anzutreffen sind sie in Hecken und Strauchwerk an Waldrändern und Büschen. Die Fortpflanzung der Liguster-Blattwespe erfolgt überwiegend durch Jungfernzeugung. Im Monat Juni legen die Weibchen die Eier an den Futterpflanzen ab, nach dem Schlupffressen die Larven an den Blättern, bis sie eine Länge von 16 mm erreicht haben. Dann kriechen die Larven zum Erdreich, wo sie sich verpuppen und überwintern. Ab Mai des nächsten Jahres schlüpft die nächste Generation Liguster-Blattwespen.
Deutlich seltener anzutreffen ist die Dreiphasen-Sandwespe (Ammophila pubescens). Mit einer Körperlänge von 15 bis 19 mm (Weibchen) bzw. 13 bis 17 mm (Männchen) erreichen diese Tiere bereits eine imposante Größe. Eine Verwechslung ist mit der Feldsandwespe (Ammophila campestris) möglich. Dreiphasen-Sandwespen kommen in Mittel- und Nordeuropa vor.
Nisthilfe Sandarium im Kleingarten
Die Tiere besiedeln trockene Lebensräume mit Sandböden, deshalb ist eine Förderung der Populationsdichte dieser Art mit einem Sandarium gut vorstellbar. Die Tiere fliegen in einer Generation von Juni bis September. Die Art ist in Mitteleuropa hauptsächlich im Norden verbreitet. Die Weibchen der Dreiphasen Sandwespe legen bis zu drei Nester gleichzeitig an und betreiben eine intensive Brutpflege. Das Nest wird bis zu 10 cm tief in den Sandboden gegraben, den Eingang verschließen die Weibchen mit kleinen Steinchen. Die Weibchen der Dreiphasen Sandwespen jagen unbehaarte Raupen von Spannern als Nahrung für ihren Nachwuchs. Ist die Beute zu groß, so bringt das Weibchen die Raupe auch zu Fuß zum Nest. Nach der Ankunft am Nest entfernt das Weibchen den Verschluss mit Steinen und inspiziert das Nest. Der Sinn dieser intensiven Inspektion ist die Suche nach Eiern von Brutparasiten. Anschließend wird ein Ei auf die paralysierte Raupe gelegt und das Nest verschlossen. Nach dem Schlupf beginnt die Larve sofort sich von der Raupe zu ernähren.
Für das Weibchen ist damit die Brutpflege aber noch nicht beendet, je nach Größe der Raupe legt sie noch zwei- bis dreimal frische Raupen in das Nest. Ab einem fortgeschrittenen Entwicklungsstand der Larve wird das Nest endgültig mit Sand und Steinchen verschlossen. Es dauert noch etwa 10 bis 20 Tage, bis die Larve bereit zur Verpuppung ist. Die Bildung des Kokons findet am höchsten Punkt des Nestes Richtung Eingang statt. Die Überwinterung erfolgt als Ruhelarve und der Schlupf im Frühjahr.
Solch ein Sandarium dient etwa drei Viertel aller in Deutschland vorkommenden Wespen-, Bienenund Hummelarten als Nist gelegenheit. Es ist – vereinfacht erklärt – eine Fläche mit einem Kiesbett, das von einer Schicht aus Sand bedeckt wird. Foto: ps