Die Energie des Frühlings
Von Tommy Brumm, Natur- und Gartenzentrum Westsachsen der Schreberjugend
Blütezeit ohne Frostnacht
Die Kleingärtner sehnen in jedem Jahr den Beginn des Frühlings herbei. Die Temperaturen werden milder, aber sie sind noch nicht konstant über Null. Spontane Wintereinbrüche in der Übergangsphase bereiten Pflanzen und Tieren oft mals enorme Probleme. Mit großer Sorge schaut der Kleingärtner in der Zeit der Blüte der Obstgehölze auf den Wetterbericht – in der Blütezeit kann ja eine Frostnacht den gesamten erhofften Ernteertrag zunichtemachen. Die zarten Blüten haben den Temperaturen nichts entgegenzusetzen.
Da dieses filigrane Fortpflanzungsorgan in hoher Zahl produziert wird, haben die wenigsten Pflanzen Strategien gegen den Frost entwickelt. Die Notwendigkeit besteht für die meisten mehrjährigen Pflanzen nicht, da sie sich auch im nächsten Jahr fortpflanzen können, weil sicherlich immer mal wieder ein mildes Frühjahr kommt.
Andere Pflanzen können mit der Kälte hervorragend umgehen, so zum Beispiel die Schneeglöckchen und Krokusse. Ihre Blüten und Blätter halten auch starken Frost ohne Probleme aus, denn sie haben es im Laufe der Evolution geschafft, ein Frostschutzmittel zu bilden. Sie produzieren Zuckeralkohol (Glycerin) anstatt Glucose – und dies ermöglicht ihnen das schadlose Überstehen längerer Frosteinbrüche im Frühjahr. Eines ihrer größten Probleme hingegen ist Wassermangel.
Wenn man einen so hohen Aufwand betreibt, in unwirklichen Zeiten wachsen und blühen zu können, so muss es auch einen Bestäuber für die Blüten geben. Zu den frühen Bestäubern gehören Hummeln und Bienen, wobei die Biene der Hummel aufgrund ihrer Anatomie den Vortritt lassen muss. Eine Hummelkönigin ist in der Lage, bereits ab 2 °C zu fliegen, eine Arbeiterin fliegt ab 6 °C, eine Biene benötigt jedoch eine Temperatur von 10 °C.
Möglich wurde dies für die Hummel durch die Kombination aus Eigenwärmeerzeugung mit der Möglichkeit, diese Wärme optimal zu isolieren. Die Hummel ist in der Lage, ihre Flugmuskeln von den Flügeln abzukoppeln und diese zur Wärmeerzeugung vibrieren zu lassen. Der Hummelpelz isoliert diese Wärme und hilft hierbei den Energieeinsatz auf ein Minimum zu reduzieren.
Frühlingserwachen auch bei Amphibien
(1) Molche benötigen über den Winter mehrere Wochen lang kühleres Wetter, um die Zeit im Wasser unbeschadet zu überstehen.
(2) Landtracht beim Kammmolch: Als Landtracht wird die während des jahreszeitlichen Landaufenthaltes vorliegende Gesamtheit der äußeren Erscheinungsform bezeichnet. Der Habitatwechsel führt jährlich zu bemerkenswerten Veränderungen der äußeren Gestalt dieser Tiere. Fotos: Brumm
Aber nicht nur Pflanzen und Insekten erfüllen den Garten im Frühjahr mit neuem Leben, auch die Amphibien verlassen ihre Winterquartiere und suchen auf dem Weg zu ihren Laichgewässern oder im Laichgewässer einen Partner.
Teichmolche sind den meisten wohlbekannt und in unseren Gärten noch recht häufig anzutreffen. Sie gehen bereits im März auf Wanderschaft zu ihrem Laichgewässer, welches zum Ablaichen eine Mindesttemperatur von 8 °C aufweisen muss.
Hier werben die Männchen um die Gunst der Weibchen, geht dieses auf sein Werben ein, kommt es zur Übergabe einer Spermatophore. Einige Tage später legt das Weibchen 100 bis 300 einzelne, bräunliche Eier mit einem Durchmesser von 1,3 bis 1,8 mm an Wasserpflanzen ab. Die anfangs schwimmunfähigen Larven sind nach dem Schlupf 6–10 mm groß. Nach kurzer Zeit gehen die Larven in eine aktive Schwimmphase mit Flossensäumen am Ruderschwanz über.
Die Larven ernähren sich „räuberisch“ von Kleinstlebewesen, entwickeln nach einiger Zeit dünne Vorderbeine und später die Hinterbeine. Nach etwa zwei bis drei Monaten geben die Larven das Wasserleben auf und vollziehen die Metamorphose zum Landtier. Es dauert zwei oder drei Jahre bis sie selbst geschlechtsreif werden.
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