So schützen sich die Pflanzen vor Frost (2)
Artenvielfalt im Kleingarten
Von Tommy Brumm, Natur- und Gartenzentrum Westsachsen der Schreberjugend
Die Pflanzen haben es geschafft, viele lebensfeindliche und extreme Gebiete der Erde zu besiedeln – so auch die Antarktis. Bislang sind nur zwei Arten von Gefäßpflanzen auf dem gesamten Kontinent bekannt, welchen es gelungen ist, sich hier in dieser unwirtlichen Region zu behaupten. Sie sind so hoch spezialisiert, dass sie bereits auf geringste Störungen und Veränderungen reagieren. Es handelt sich dabei um die Antarktische Schmiele und den Antarktischen Perlwurz. Weitere 26 Arten wurden durch den Menschen bereits eingeschleppt.
Es war dort nicht immer so kalt, aktuell sind Temperaturen von bis minus 80 Grad möglich. Somit sind diese beiden Gefäßpflanzenarten das letzte Überbleibsel einer einst üppigen Flora. Hier gab es eine Vegetation, welche vier bis fünf Monate in völliger Dunkelheit existieren konnte und selbst extreme Wechsel der Jahreszeiten meisterte. Aber all dies liegt bereits 250 Millionen Jahre zurück. In der Arktis hingegen wurde die Flora nicht so dramatisch ausgedünnt, hier konnten bislang 2200 Arten von Gefäßpflanzen nachgewiesen werden.
Niedrige Temperaturen sind für Pflanzen eine große Herausforderung, schließlich bestehen auch sie zum größten Teil aus Wasser – und dieses Wasser kann die Zellen zum Bersten bringen, wenn die Temperaturen unter den Gefrierpunkt sinken. Säugetiere erzeugen selbst eine konstante Temperatur und haben Möglichkeiten gefunden, die Wärme im Körper zu halten. So isoliert ein Fell, Gefieder oder eine Speckschicht den Körper und lässt auch eine Auskühlung bei niedrigen Temperaturen nicht zu. Diese Möglichkeiten bleiben den Säugetieren und Vögeln vorbehalten. Auch Reptilien und Insekten haben Möglichkeiten gefunden, mit den tiefen Temperaturen umzugehen – so können einige Frösche eine Art Frostschutzmittel in ihren Körper pumpen, das in ihrer Leber erzeugt wird. Hierdurch können sie einige Monate starken Frost überstehen, ohne Schaden zu nehmen.
Der Jahreszeitenwechsel im Kleingarten
Auch Pflanzen erzeugen Wärme durch ihre Stoffwechselaktivität, aber sie geben diese umgehend an ihre Umgebung wieder ab. Sie können diese Wärme nicht gezielt zum Schutz vor Frost einsetzen, da ihre Grundlage für einen aktiven Stoffwechsel das Sonnenlicht ist. Diese Wärmebildung wird Thermogenese genannt. Einige Pflanzen nutzen diese Wärmeabgabe gezielt in ihren Fortpflanzungsorganen, um diese für potenzielle Bestäuber noch attraktiver zu machen.
Der Wechsel der Jahreszeiten in unseren Kleingärten ist für uns selbstverständlich, wir kennen es ja nicht anders. Die Winter werden milder und bringen die an unsere Klimazone angepassten Pflanzen eher in Bedrängnis als dass es ihnen nützt.
Wir gehen mit diesem Wechsel der Jahreszeiten um und nutzen auch viele Pflanzen, welche ursprünglich nicht an unsere Klimazone angepasst waren. Wir lagern ihr Saatgut und bringen es in der frostfreien Zeit wieder in den Beeten des Gartens aus – so zum Beispiel die Tomate, die ursprünglich aus Mittel- und Südamerika stammt. Die Pflanzen bevorzugen Temperaturen zwischen 18 bis 24 Grad Celsius und haben somit nur eine begrenzte Vegetationszeit in unseren Gärten. Selbst kühle Sommer setzen ihnen arg zu, aber dennoch schafft es ihr Saatgut, den Winter selbst im Freien zu überstehen. So kam es in den trockenen Sommern 2019 und 2020 sogar dazu, dass sich Tomatenpflanzen in ausgetrockneten Bereichen der Elbe entwickeln konnten.
(1) Die Tomate stammt ursprünglich aus Mittel- und Südamerika. Während die Pflanzen sogar stark von so manchem kühlen Sommer beeinträchtigt werden, überleben ihre Samen auch den Winter selbst im Freien unbeschadet.
(2) Die Vorfahren der Apfelbäume stammen aus Kasachstan, wo ein trockenes Kontinentalklima mit heißen und trockenen Sommern sowie langen und trockenen Wintern vorherrscht. Derart „abgehärtet“ trotzen unsere Apfelbäume Frost und Trockenheit in der kalten Jahreszeit. Fotos: Brumm
Unsere Gärten beheimaten aber auch Pflanzen, welche bestens für einen extremen Winter gewappnet sind, so zum Beispiel unsere Apfelbäume. Die Vorfahren unserer Apfelbäume stammen aus Kasachstan, dort herrscht ein trockenes Kontinentalklima vor, welches durch heiße und trockene Sommer, aber auch lange und trockene Winter gekennzeichnet ist.
Wiederentdeckt hatte der Botaniker Johann August Carl Sievers diesen Wildapfel im Jahr 1790, den Wert seiner Entdeckung erkannten die Wissenschaft ler jedoch erst 200 Jahre später. Dieser Wildapfel hat nicht nur ein sehr starkes Immunsystem, welches mit vielen der uns bekannten Krankheiten und Parasiten fertig wird, er ist auch bestens an ein trockenes und kaltes Klima angepasst.
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