Schwebfliegen – wichtige Bestäuber
Artenvielfalt im Kleingarten
Sie entstanden zu Füßen der Dinosaurier in der Kreidezeit, die ältesten fossilen Belege einer Schwebfliege stammen aus kreidezeitlichem Sibirischen Bernstein. Ihnen ist es gelungen, die globale Katastrophe am Ende der Kreidezeit zu überleben, und sie sind heute mit ca. 6000 Arten auf unserem Planeten vertreten. Sie bilden eine eigene Familie innerhalb der Ordnung Zweiflügler (Diptera) und der Unterordnung der Fliegen. Ihre namensgebenden Merkmale sind ihre Fähigkeit, sogar bei bewegter Luft , fliegend auf einer Stelle zu verharren. Schwebfliegen bewegen sich mit einer hohen Flügelschlagfrequenz von bis zu 300 Hertz in der Luft und können damit längere Zeit auch an Ort und Stelle „schweben“.
Tarnung gaukelt Wehrhaftigkeit vor
Die Tiere gelten als Paradebeispiel dafür, wie die Evolution die Entwicklung von äußeren Merkmalen vorantreiben kann. Sie imitieren mit ihrer äußeren Erscheinung Bienen, Wespen oder Hummeln und vermitteln ihren Fressfeinden eine Wehrhaftigkeit, die sie gar nicht besitzen. Diese Art der Tarnung birgt erhebliche Vorteile für die Schwebfliegen, denn Vögel halten die harmlosen Schwebfliegen für Bienen oder Wespen und riskieren keinen Stich.
Die Nahrung ausgewachsener Schwebfliegen besteht aus Nektar und Pollen. Aus diesem Grund spielen die Schwebfliegen eine wichtige Rolle als Bestäuber unserer Blühpflanzen. Schwebfliegen orientieren sich optisch – und dabei gilt ihre Vorliebe gelben Blüten. Aufgrund ihrer Vielzahl spielen sie auch eine große Rolle in der Nahrungskette, und trotz ihres Vortäuschens einer vermeintlichen Wehrhaftigkeit lassen sich Wespen und Spinnen davon nicht abschrecken. Das Leben einer Schwebfliege kann sehr kurz sein.
Im Gegensatz zu den erwachsenen Tieren (Imagines) ist die Lebensweise der Larven vielfältiger. Sie unterscheiden sich vor allem in der Wahl der Nahrung und sind entsprechend unterschiedlich gestaltet. Insgesamt lassen sich die Schwebfliegenlarven in drei ökologische Kategorien einteilen.
Viele Larven der Schwebfliegen ernähren sich von Blattläusen. Einige Arten beschränken sich nur auf Blattläuse, die Arten Xanthrandus comptus und Syrphus tricinctus saugen auch größere Raupen von Schmetterlingen und Blattwespen (Afterraupen) aus. Die Larven von Syrphus nigritarsis fressen die Eier und später auch die Larven von Blattkäfern. Der überwiegende Teil der Schwebfliegenarten in Mitteleuropa sind Blattlausjäger, und die Jagd beginnt in der Dämmerung. Mit ihren kräftigen Mundwerkzeugen packen sie die Beute und saugen diese anschließend aus. Dabei kann eine Larve bis zu 100 Blattläuse pro Nacht aussaugen.
(1) Die Totenkopf-Schwebfliege (Mythropa florea, oben) gemeinsam mit einer Hummel auf einer Blüte. (2) Ein Schwebfliegenleben kann kurz sein, wenn ein Raubinsekt sich doch nicht von der Tarnung täuschen lässt. (3) Kennzeichnend für Schwebfliegen ist im Flügelgeäder eine so genannte Scheinader (Vena spuria) in den Vorderflügeln. Fotos: Brumm
Zwischen Nützling und Parasit
Eine bemerkenswerte Lebensstrategie hat die „Gemeine Waldschwebfliege“ oder auch „Gemeine Hummel-Schwebfliege“ (Volucella pellucens) entwickelt. Sie befindet sich auf dem schmalen Grat zwischen Parasit und Nützling, denn die Fliegenlarven leben in Hummel- und Wespennestern, und dort ernähren sie sich von Abfällen und verstorbenen Insekten. Diese Art Gesundheitspolizei ist für die Hummeln und Wespen von großem Vorteil, da hierdurch bereits die Ausbreitung von Pilzen und Keimen im Vorfeld verhindert wird. Wird aber diese Nahrung weniger oder ist sie vollständig verzehrt, gehen die Larven auch an die Brut ihrer Gastgeber, da der Erhalt der eigenen Art im Vordergrund steht. Wir können diese Fliegenart recht häufig im Sommer an Blüten von Brombeeren und Himbeeren im Garten beobachten.
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