Die Familie der Wanzen
Artenvielfalt im Kleingarten
Von Tommy Brumm, Natur- und Gartenzentrum Westsachsen der Schreberjugend
Die meisten Menschen bringen Wanzen mit Parasiten wie den Bettwanzen in Verbindung. Bettwanzen als Spezies entstanden aber erst, als die Menschen sesshaft wurden. Die Wissenschaft vermutet, dass ihre direkten Vorfahren sogenannte Blattwanzen sind, welche gemeinsam mit Fledermäusen in Höhlen lebten und diese parasitierten. Erste Fossilien der Wanzen stammen aus dem Perm, aber wahrscheinlicher ist, dass diese Spezies die Weltbühne vor 358 Millionen Jahren in der Zeit des Karbons betreten hat. Wanzen gehören zur Ordnung der Schnabelkerfe, zu der auch die Zikaden und die Pflanzenläuse gehören.
Freund und Feind im Kleingarten
Sie sind Freund und Feind im Garten, aber überwiegend harmlos. Eine Raubwanzenart, die jeder kennt, sind die Wasserläufer – sie bilden eine eigene Familie in der Unterordnung der Wanzen. In Europa haben sich 16 Unterarten etabliert, wobei die Unterscheidung für den Laien sehr schwierig ist. Ihr Jagdgebiet ist die Wasseroberfläche und ihre Beute sind Insekten, welche auf die Wasseroberfläche gefallen sind. Raubwanzen sind ein wichtiger Regulator im Ökosystem; sie stellen ihrer Beute aktiv nach und lauern ihr auf Blüten und Blattständen auf. Ihr Speichel führt nach dem Einstich in die Beute zu deren Lähmung, danach beginnt das Aussaugen der Körperflüssigkeit.
Feuerwanzen – keine Schädlinge
Sie verschmähen ebenso wenig die Körpersäfte von Tieren und saugen selbst frisch verstorbene Insekten, aber auch die Gelege mit Eiern von Insekten aus. Besonders beliebt sind unbewachte Kokons von Spinnen. Sie betreiben eine gewisse Brutpflege, und die Weibchen lassen sich im Fall von Nahrungsmangel von ihrem eigenen Nachwuchs aussaugen, damit dieser überlebt. Ein Schädling im Garten sind sie auf keinen Fall!
Eine robust gebaute Wanze ist die „Rotbeinige Baumwanze“ aus der Familie der Baumwanzen. Ihre hauptsächliche Nahrung sind die Säfte von Laubbäumen, darunter auch die unserer Obstbäume. Zu einer ernsten Bedrohung für die Pflanze werden die Tiere im Normalfall nicht, aber vorübergehende Überpopulationen sind bei jeder Spezies möglich. Die „Rotbeinige Baumwanze“ ist sehr opportunistisch – wird das Futter jedoch knapp, so steigt die Wanze auch mal auf tierische Kost um. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Europa über Kleinasien bis Sibirien.
(3) Frisch geschlüpfte Feuerwanze (4) Feuerwanzen saugen einen unbewachten Spinnenkokon aus. (5) Der Wasserläufer ist die wohl bekannteste Raubwanzenart. Fotos: Brumm
Starker Rückenschild als Schutz
Zu den Schönheiten gehören die Streifenwanzen, welche zum Glück noch nicht selten sind. Ihre rote Grundfarbe und die schwarzen Streifen prägen ihr Erscheinungsbild. Sie ernähren sich in der Hauptsache von Pflanzensäften von Haarstrang, Engelwurz, Möhre, Mannstreu und Giersch. Sie verschmähen aber auch keine Kleininsekten wie z.B. Blattläuse und Springschwänze. Streifenwanzen erreichen eine Körperlänge von 12 mm, was sie recht imposant erscheinen lässt. Ihr starker Rückenschild schützt die Tiere vor so manchem Fressfeind.
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