Fachberatertag 2021 des LSK in Reichenbach
Abschlusszertifikate und neues Gartenwissen
Zu seinem jährlichen Fachberatertag hat der LSK am 21. August 2021 nach Reichenbach im Vogtland auf das ehemalige Landesgartenschaugelände einge laden. Neben der Übergabe der Zertifikate wollten wir Impulse für unsere aktiven Fachberater in den Verbänden geben.
Die angereisten Gartenfreunde nahmen in zwei Gruppen im „Alten Wasserwerk“ an der theoretischen Weiterbildung teil bzw. an einer praktischen Weiterbildung im ehemaligen Fabrikgarten der Landesgartenschau zur Bienenhaltung im Kleingarten. Die Mitglieder des Reichenbacher Imkervereins hatten für die sächsischen Gartenfachberater ein so umfangreiches Programm vorbereitet, dass es schwerfiel, den Zeitplan einzuhalten. Die Interessenten erfuhren viel über Bienen und die Imkerei, und sie konnten sogar selbst Honig schleudern und andere praktische Tätigkeiten der Imkerei ausprobieren. Deutlich machte der Vortrag der Imker, dass ein ausgewogenes Verhältnis von Nutzbienen und Wildbienen immer im Auge behalten werden muss.
Schwerpunkte - Neophyten und invasive Pflanzenarten
Den Schwerpunkt der Weiterbildung für die Fachberater bildeten die Neophyten und die neue Liste gebietsfremder invasiver Pflanzenarten von EU-Bedeutung. Derzeit umfasst diese Unionsliste 66 Arten, für die das Risiko ökologischer Schäden in den Mitgliedsstaaten als überaus hoch eingestuft wird. Besonders behandelt wurden die teilweise neue Sichtweise auf viele Arten und der Umgang mit ihnen. Auch allgemeine Umgangsweisen mit Neophyten wurden nochmals aufgefrischt.
Neophyten stellen eine große Gefahr für die biologische Vielfalt unserer heimischen Pflanzenarten dar. Allerdings bezieht sich das vor allem auf invasive Arten. Das sind die, die das Potenzial zur massenhaften Vermehrung haben und hierdurch unsere Ökosysteme nachhaltig verändern können – egal, ob Waldgesellschaften, Flussufer oder Magerrasen. Neophyten wachsen mitunter in ihrer neuen Umgebung größer und stärker als in ihrer ursprünglichen Heimat, weil hier ihre natürlichen Fressfeinde fehlen und es viele Pflanzenkrankheiten ihres angestammten Lebensraums bei uns nicht gibt. Somit haben manche Neophyten einen großen Konkurrenzvorteil gegenüber unseren heimischen Pflanzenarten.
Der Gärtner pflanzt und sät verschiedenste fremdländische Pflanzenarten in seinem Garten. Der überwiegende Teil hat nicht das Potenzial zum invasiven Neophyt, aber die in der Liste gebietsfremder invasiver Pflanzenarten schon. Wenn diese sich in ihrer neuen Umgebung wohlfühlen, nutzen sie verschiedene Wege zur Verbreitung. Die Samen können durch Vögel und Ameisen verbreitet werden oder bleiben im Fell von kleinen Tieren hängen. Auch der Wind kann seinen Beitrag leisten. Dagegen kann der Gärtner nur wenig tun. Zu den Grundregeln gehört, dass keine Gartenabfälle in die freie Natur gehören. Diesen Vortrag hat unser Landesgartenfachberater Jörg Krüger gehalten. Er wird ihn nochmals für die Fachberater aufbereiten und ihnen zur Verfügung stellen.
Im zweiten Vortrag beschäftigte sich LSK Präsident Tommy Brumm mit der „Artenvielfalt im Kleingarten“. Unseren Fachberatern soll die enorme Leistung des Kleingartenwesens für den Erhalt der heimischen Artenvielfalt noch bewusster werden. Artenvielfalt fördern bedeutet nicht, den Garten verwildern zu lassen, sondern nur bewusst mit der Natur zu arbeiten. Verdeutlicht werden konnte die enorme Bedeutung für einen bewussten Umgang mit den Mitbewohnern unserer Gärten durch einen Vorfall am Vortag bei der Vorbereitung der Veranstaltung: Wir hatten einen verzweifelten Igel geschwächt und krank aufgefunden. Das Tier wurde umgehend in eine Igelpfl egestation in der Nähe gebracht. Deren Mitarbeiterin hat nochmals verdeutlicht, wie bedroht gerade unser traditioneller Gartenbewohner Igel ist. Die Tiere finden nicht mehr genug Nahrung und sind deshalb besonders anfällig für Krankheiten und Parasiten ge worden. Ihre Zahl sinkt stetig! Ökologisch bewirtschaftete Gärten bieten ihnen und vielen Arten einen gesunden Lebensraum.
Altes Garenwissen anstatt chemische Pflanzenschutzmittel
Um auch ohne den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln ertragreiche Ernten zu erzielen, müssen wir uns auf das „Alte Gärtnerwissen“ besinnen. Dieses traditionelle Wissen soll in dem ab 2022 geplanten Weiterbildungsprogramm für die Fachberater unserer Mitgliedsverbände eine große Rolle spielen. Ab dem kommenden Jahr will der LSK ein Angebot zur Weiterbildung aktiver Fachberater anbieten. Diese Weiterbildungsangebote sollen nicht nur auf die Verbandsfachberater beschränkt bleiben, sondern allen Absolventen des 150 Stunden-Lehrgangs unserer Mitgliedsverbände off enstehen – an verschiedenen Standorten in Sachsen als Präsenzveranstaltungen bzw. als Videoschulungen.
Noch vor der Mittagspause gab es einen Rundgang durch das ehemalige Landesgartenschaugelände in Reichenbach. Vielen Fachberatern war das Gelände noch gut vertraut, denn sie hatten hier vor zwölf Jahren den Ausstellungsbeitrag des LSK betreut. In der Mittagspause waren die sächsischen Fachberater im KGV „Eigene Scholle“ Reichenbach zum Essen eingeladen. Der Weg dahin war eine gute Gelegenheit, die beiden Kleingartenanlagen oberhalb des ehemaligen Landesgartenschaugeländes zu besichtigen. Nochmals vielen Dank an die Vorsitzende Kathrin Jakob und ihr Team.
Abschlusszertifikate für Absolventen
Den Abschluss bildete die Übergabe der Zertifikate an die Teilnehmer des 150-Stunden-Lehrgangs der Teilnehmer aus Sachsen und Thüringen. Den Gesprächen am Rande war zu entnehmen, dass wieder eine hochmotivierte neue Fachberatergeneration den Lehrgang abgeschlossen hat. Jedem der Absolventen ist bewusst, dass hier nur der Grundstock des Wissens gelegt wurde und die Bildung sich stetig fortsetzen muss. Diesem neuen Qualitätsanspruch wollen wir gerecht werden.
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