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Hagebutte schützt sogar vor bösen Mächten

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Ein Männlein steht im Walde – ganz still und stumm, es hat von lauter Purpur ein Mäntlein um, heißt es in einem bekannten Kinderlied von Hoffmann von Fallersleben. Gemeint ist die Hagebutte, die im Herbst ihr rotes Mäntlein trägt und einen leuchtenden Farbtupfer an den kahler werdenden Ästen darstellt.

Doch die Hagebutte ist keine eigenständige Pflanze, sondern lediglich die Frucht eines beliebten Kleingartenvertreters – der Rose. Besser gesagt – der etwa 150 hierzulande verbreiteten Wildrosenarten wie der Hundsrose, der Gebirgsrose oder der Apfelrose. Auch die Früchte der Zierrosenarten sind essbar, Wildrosen oder speziell für die Hagebuttenernte gezüchtete Sorten liefern jedoch die größeren und schmackhafteren Früchte.

(1) Buschige Heckenrosensträucher dienen gern auch als lebender Gartenzaun. (2) Weiß blühende Heckenrose und einige erste Früchte im Sommer. Fotos: knipseline/Uw Kunze beide pixelio.de

Dabei handelt es sich bei der Hagebutte um keine Beere, sondern eine sogenannte Sammelnussfrucht. Dazu gehören beispielsweise auch Erdbeeren. Der Namensbestandteil „Hage“ stammt vom althochdeutschen hagan („Dornstrauch“), der Ursprung der „Butte“ hingegen ist unbekannt, geht jedoch möglicherweise auf das Wort „Butzen“ zurück, mit dem früher die Kerngehäuse von Äpfeln und Birnen bezeichnet wurden. Einen eindeutigen lateinischen Namen gibt es nicht, verbreitet ist jedoch die Bezeichnung „Rosa“ als Hinweis darauf, dass die Hagebutte eine Frucht der Rosen („Rosa“) ist, sowie „Rosa canina“ als Frucht der Hundsrose.

Die meisten Wild- und Heckenrosen blühen ab Juni und duften sehr intensiv. Die fünfblättrigen, schalenförmigen Blüten nehmen Färbungen von weiß und rosa über rot bis hin zu violett an. Die Wuchshöhe unterscheidet sich ebenfalls je nach Sorte. Es gibt kriechende und klein bleibende Arten, aber auch buschige Sträucher, die bis zu drei Meter hoch und zwei Meter breit werden können.

Die 5- bis 9-zähligen Fiederblätter der Wild- und Heckenrosen sind oval bis eiförmig, färben sich im Herbst gelb bis orange und werden zu Beginn der kalten Jahreszeit abgeworfen. Zurückbleiben die markanten eiförmigen Früchte, die in der Regel orangerot bis rot sind, ab September reifen und je nach Sorte ab Ende Oktober, meist jedoch ab November geerntet werden können. Sie sind roh essbar, aber es sollten vorher die Nüsschen aus dem Fruchtfleisch entfernt werden.

Vitaminreiche Hagebutte

Hagebutten sind nicht giftig, roh jedoch recht sauer. Je länger die Hagebutte am Strauch hängt, desto süßer ist das Fruchtfleisch. Eine Ernte ist bis ins Frühjahr hinein möglich, die Winterfröste schaden den Früchten in keiner Weise.

Hagebutten enthalten mit ca. 430 Milligramm auf 100 Gramm deutlich mehr Vitamin C als Zitronen und sind ähnliche Vitamin-C-Bomben wie die Beeren des Sanddorns. Hinzu kommen Vitamin A und Vitamin B, Eisen, Magnesium und Calcium. Das Carotinoid Lycopin, welches der Hagebutte ihre rote Farbe verleiht, wirkt als Antioxidans und Radikalfänger und soll vor Krebserkrankungen und Herz-Kreislauf-Problemen schützen. Der hohe Gehalt an Pflanzensäuren und Pektinen wirkt abführend und harntreibend und kann bei Blasen- und Nierenerkrankungen, Magen-Darm-Problemen und Erkältungen hilfreich sein.

Die Hagebutten sind voll von Vitaminen, Mineralen, Pektinen und Pflanzensäuren. Foto: knipseline/pixelio.de

Schnee und Frost können der Hagebutte kaum etwas anhaben – die Früchte können bis in das Frühjahr hinein geerntet werden. Foto: M. Großmann/pixelio.de

Als Aufguss oder Mus kommt die Hagebutte zudem bei Gicht, Arthrose und Rheuma zum Einsatz und verschafft durch ihre entzündungshemmende Wirkung Linderung der Beschwerden. Bei Hauterkrankungen wie Akne, Neurodermitis oder trockener Haut kann die Hagebutte als Öl zur Hautpflege angewendet werden. Außerdem soll die schmackhafte Marmelade den Appetit anregen und durch den hohen Vitamin-C-Gehalt das Immunsystem stärken. Gegen Stress und Unruhe soll wiederum der hohe Anteil an Vitamin B1 helfen, der das Stresshormon Cortisol im Körper senkt.

Die Nüsschen der Hagebutten waren lange Zeit eine beliebte Zutat für Kinderstreiche. Denn deren feine Härchen besitzen Widerhaken und sorgen bei Hautkontakt für einen intensiven und anhaltenden Juckreiz. Deswegen geben Hagebutten bzw. ihre Kerne ein effektives Juckpulver ab.

Im Volksglauben vergrub man zudem zwischen Weihnachten und Neujahr Hagebutten-Früchte unter der Türschwelle. Das sollte das Haus vor Blitzschlag und Unwetter, aber auch anderen Heimsuchungen aller Art schützen. Ein Hagebuttenstrauch im Garten bewahrte Haus und Hof vor bösen Mächten und diente im Mittelalter als Schutzpflanze.

Achtung: Der Anbau von Kräutern und Heilpflanzen zählt nur in geringem Maß zur kleingärtnerischen Nutzung gemäß der sächsischen Rahmenkleingartenordnung. Vorrang sollten immer Obst- und Gemüsepflanzen haben.

Steckbrief: Hagebutte

  • Name: Rosa, oft Rosa canina; auch Hagebutze, Bottel, Jöbke, Hetschepetsch oder Hekapeka genannt;
  • Familie: Rosenarten (Rosa);
  • Verbreitung: je nach Art in Europa und Asien, aber auch in Afrika und Amerika; größte Anbaugebiete in Osteuropa, Russland, Chile und China;
  • Standort: sonnig bis halbschattig, gedeiht auf so gut wie jedem Boden, lediglich stark stickstoffhaltige Böden sollten vermieden werden. Wächst als Heckenrose oder Wildrose an Wegrändern, Feldrändern und lichten Waldrändern;
  • Aussehen: buschiger Strauch mit fünfblättrigen, schalenförmigen Blüten von weiß bis violett; ovale 5- bis 9-zählige Fiederblätter, ab Herbst markante ovale rote Früchte mit vielen Kernen;
  • Essbarkeit: Hagebutten sind roh essbar, es sollten jedoch die Nüsschen entfernt werden;
  • Verwendung: Heil- und Wildgemüsepflanze, als Marmelade, Öl, Mus, Tee und Aufguss;
  • Wirkung: immunstärkend, bei Fieber und Erkältung sowie Magen-Darmund Blasen- und Nierenerkrankungen, entzündungshemmend bei Gicht, Rheuma und Arthrose sowie bei Hauterkrankungen;
  • Anwendung: innerlich angewendet als Mus, Tee oder Aufguss bei Erkältungserkrankungen und Fieber, Gicht, Rheuma und Arthrose sowie zur Stärkung des Immunsystems; äußerlich angewendet bei Neurodermitis, trockener Haut und Akne;
  • Darreichung: gekocht als Mus oder Marmelade, gepresst als Kernöl, getrocknet als Zutat für Tees oder Aufgüsse. Rohverzehr ist möglich, jedoch sollten zuvor die Nüsschen entfernt werden.

Unsere Rezeptecke:

Hagebuttenöl
1 Handvoll frischer Hagebutten waschen, klein hacken und auf einem Küchentuch mehrere Tage lang trocknen lassen. Anschließend mit 250 ml Pflanzenöl (Mandelöl, Sonnenblumenöl, Jojobaöl, etc.) vermischen und in ein sauberes Schraubglas geben. Mischung mindestens sieben Tage an einem dunklen, kühlen Ort ziehen lassen und danach durch ein Sieb abgießen. Den Rückstand im Sieb gut ausdrücken und das Öl in eine dunkle Flasche füllen. Lichtgeschützt und kühl hält sich das Öl etwa drei Monate. Zur äußeren Anwendung bei Hautproblemen und als Haaröl geeignet.

Hagebutten-Tee
1 bis 2 EL getrocknete und kleingeschnittene Hagebutten mit 250 ml kochendem Wasser übergießen und rund fünf Minuten abgedeckt ziehen lassen. Verwenden Sie am besten Teefilterbeutel aus Papier, damit die feinen Härchen nicht in den Tee gelangen. Hagebutten zum Trocknen von Stiel und Blütenansatz befreien, halbieren und auf einem Küchentuch oder im Dörrautomaten trocknen lassen. Danach klein schneiden oder grob häckseln. Der Tee eignet sich als schneller Vitamin-C-Spender sowie bei Rheuma, Gicht, Arthrose, Magen-Darmsowie Blasen- oder Nierenproblemen.

Hagebuttenpulver
Frische Hagebutten vom Stiel und vom Fruchtansatz befreien, halbieren und auf einem Küchentuch mehrere Tage trocknen lassen. Vollständig getrocknete Früchte in der Gewürzmühle oder im Mixer zu Pulver zermahlen und in ein gut schließendes Glas umfüllen. Über vier bis acht Wochen täglich 1 bis 2 gehäufte Teelöffel einnehmen. Auch zum Einrühren in Joghurt oder Müsli geeignet. Wirkt schmerzlindernd und entzündungshemmend bei Arthrose, Rheuma und Gicht.

Carmen Kraneis
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