Gemeine Schafgarbe sorgt für schöne Träume
Kräuterapotheke im Kleingarten
Auf dem Weg nach Troja, um die schöne Helena zurück zu ihrem Mann Agamemnon zu bringen, hielten die Griechen der Legende nach zunächst das Königreich Mysien für die legendäre Stadt. Als sie begannen, die Ländereien zu plündern, stellte sich ihnen der mysische König Telephos in den Weg und wurde während der Kämpfe vom Helden Achilles am Oberschenkel verletzt. Als Achilles und die Griechen ihren Fehler erkannten, versorgte Achilles die Wunde des Königs mit einem heilwirkenden Kraut, welches fortan seinen Namen tragen sollte: Achillea millefolium, besser bekannt unter dem Namen Gemeine Schafgarbe.
Während Achillea eine direkte Referenz zum griechischen Helden ist, spielt der Zusatz millefolium auf das Aussehen der feingliedrigen Blätter des Krauts an. Diese „tausend Blätter“ (im lateinischen steht „mille“ für tausend und „folium“ für Blatt) gehören bis heute zu den markanten Erkennungsmerkmalen der Pflanze.
Schafgarbe ist ein Insektenmagnet
Das „Tausendblatt des Achilles“ ist recht anspruchslos und bevorzugt durchlässige und sandige Böden in der Sonne. Steht die Schafgarbe zu schattig, stagniert das Wachstum, und es werden weniger Blüten ausgebildet. In der Natur findet man sie daher oft an Wegrändern sowie auf Wiesen und Weiden. Staunässe mag sie hingegen nicht, deswegen sollten Kleingärtner im Garten auf eine gute Drainage achten. Neben der heilenden Wirkung, die schon die alten Griechen zu schätzen wussten, ist die Schafgarbe eine beliebte Futterpflanze für Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten und versorgt mehr als 90 Arten mit Nektar und Pollen – zum Beispiel verschiedene Sand- und Mauerbienen oder das Tagpfauenauge und das Kleine Wiesenvögelchen. Diese Vielfalt hat das Kraut jüngst zur Wildpflanze des Jahres 2024 des Landes Brandenburg gemacht. Bereits 2021 war die Schafgarbe die Staude des Jahres.
Schafgarbe gehört zu den Korbblütlern
Egal ob wild oder im Garten: Die Gewöhnliche oder Gemeine Schafgarbe wird etwa 50 cm hoch und fällt vor allem durch ihre charakteristische Blüte auf. Diese besteht aus zahlreichen kleinen Blütchen, die Körbchen bilden und auf den ersten Blick wie Dolden wirken. Allerdings entspringen sie aus verschiedenen Punkten des Stängels, sodass man sie bei genauem Hinsehen gut von echten Doldenblütlern unterscheiden kann. Die kleinen weißen bis rosafarbenen Strahlenblüten sind jeweils um eine gelbe Mitte angeordnet und duften sehr aromatisch und leicht nach Kamille. Schafgarbe blüht zwischen Juni und Oktober und sollte während der Blüte geerntet werden. Wer will, kann auch die jungen Blätter nutzen und diese als Zusatz im Salat oder Kräuterquark verwenden. Aber Achtung: Durch die enthaltenen Bitterstoffe dominiert hier schnell der bittere Geschmack der Pflanze. Also vorsichtig dosieren.
Unterirdisch bildet das Kraut Rhizome, die immer wieder neue Triebe hervorbringen. Das macht die Schafgarbe mehrjährig und sorgt für eine rasche Verbreitung in Wiese und Beet.
Das Heilkraut enthält viele ätherische Öle, etwa Campher, Sesquiterpenlactone und Guajanolide, Flavonoide, Cumarine und Kaffeesäurederivate. Durch diese Stoffe wirkt die Schafgarbe antibakteriell, entzündungshemmend, adstringierend und krampflösend.
Innerlich angewendet soll Schafgarbe bei Magen-Darm-Beschwerden, Bauchschmerzen, Menstruationsbeschwerden und Krämpfen helfen. Äußerlich aufgetragen soll sie die Wundheilung beschleunigen und gegen Entzündungen und Hämorrhoiden wirken. Auch ein blutdruck- und fiebersenkender Effekt wird ihr nachgesagt. Wie bei vielen volkstümlichen Heilpflanzen sind nicht alle Wirkungen wissenschaftlich nachgewiesen. Bei anhaltenden Beschwerden oder sich verschlimmernden Symptomen sollte also immer ein Arzt aufgesucht werden.
Menschen mit empfindlicher Haut sollten beim Pflücken und Verarbeiten der Schafgarbe zudem Handschuhe tragen, da die Pflanze in Verbindung mit UV-Strahlung die sogenannte Wiesendermatitis, einen Hautausschlag, auslösen kann. Wer sich mit nackter Haut in eine Wiese voller Schafgarbe legt, hat mitunter ebenfalls mit dem Ausschlag zu kämpfen – daher der Name.
Wer die Schafgarbe wild sammeln möchte, sollte verinnerlichen, dass es sich bei ihr nicht um einen Doldenblütler handelt. Denn oft verwechseln Sammler die Schafgarbe mit tatsächlichen Doldenblütlern wie dem Riesenbärenklau oder dem Gefleckten Schierling. Deshalb sollte das Aussehen der Schafgarbe und ihre Eigenschaft als Korbblütler Sammlern gut bekannt sein. Auf Nummer sicher geht man, indem man das Kraut im heimischen Kleingarten anpflanzt. Dort ist es nicht nur als Heilpflanze nutzbar, sondern auch ein reiches Buffet für Bienen und Schmetterlinge.
Und was hat die Schafgarbe nun mit Schafen zu tun?
Der Name kommt wohl vom häufigen Wuchs der Pflanze auf Viehweiden, auf denen die Blüten besonders gern von Schafen abgegrast wurden. Möglicherweise, weil diese auch bei ihnen eine magenberuhigende Wirkung haben. Der Wortbestandteil „Garbe“ stammt vom altdeutschen Begriff „garwa“ ab, der hier in etwa mit „bereitstehend“ übersetzt werden kann. Demnach war die Schafgarbe eine auf Weiden bereitstehende Pflanze, die besonders gern von Schafen gefressen wurde und eine heilende Wirkung aufweist. In Frankreich soll sie traditionell für schöne Träume sorgen, wenn man sie beim Zubettgehen auf die Augen legt. Und in die Fenster und Türen gehängt schützt die Schafgarbe zudem vor der Pest, so der Volksglaube.
Achtung: Der Anbau von Kräutern und Heilpflanzen zählt nur in geringem Maß zur kleingärtnerischen Nutzung gemäß der sächsischen Rahmenkleingartenordnung. Vorrang sollten immer Obst- und Gemüsepflanzen haben.
Steckbrief: Gemeine Schafgarbe
- Name: Achillea millefolium, auch Achillenkraut oder Tausendblatt.
- Familie: Korbblütler (Asteraceae).
- Verbreitung: Europa, Nordasien und Kaukasus; in Nordamerika, Australien und Neuseeland eingeschleppt (gilt dort teilweise als Neophyt).
- Standort: Leichte, sandige Böden mit hoher Durchlässigkeit; sonnige Standorte in Wiesen und Beeten.
- Aussehen: Krautige Pflanze mit Rhizomen; gefiederte, feingliedrige Blätter mit kleinen Zacken; an Dolden erinnernde Korbblüten mit vielen weißen oder rosafarbenen Strahlenblüten um eine gelbe Mitte.
- Essbarkeit: Oberirdische Pflanzenteile sind essbar und ungiftig; verwendet werden in der Regel die Blüten und Blätter.
- Verwendung: Heil- und Duftpflanze; als Tee, Aufguss, Tinktur oder äußerlich als Umschlag.
- Wirkung: : Antibakteriell, entzündungshemmend, adstringierend und krampflösend; fieber- und blutdrucksenkend.
- Anwendung: Bei Magen-Darm-Beschwerden, Krämpfen und Menstruationsbeschwerden; äußerlich bei Wunden und Entzündungen.
- Darreichung: Frisch oder getrocknet als Tee oder Aufguss; als Öl oder Tinktur zur äußeren Anwendung.