LSK-Kolloquium der Chronisten in Lößnitz
Chronisten der Mitgliedsverbände des LSK berieten auf dem Kolloquium in Lößnitz:
Kleingartenwesen ist Teil der Kulturgeschichte
Die Arbeitsgruppe Geschichte hatte für den 23. Oktober 2024 zum Kolloquium nach Lößnitz bei Aue in das Zentrum für Kultur und Begegnung „Putzwolle“ eingeladen. Das Thema: „Die politische Wende und die damit verbundene Auflösung des VKSK – die Entstehung neuer Strukturen im Kleingartenwesen der DDR bis hin zur Gründung von Landesverbänden der entstehenden neuen Bundesländer“ ist nach wie vor eine Aufarbeitung und Auswertung wert. Vor allem zum VGS, dem Verband der Gartenfreunde und Siedler e.V. gibt es nur wenige Informationen. Den meisten Gartenfreunden ist dieser am 7. Juli 1990 gegründete Verband, der bereits am 4. Mai 1991 wieder über die Auflösung beriet, weitestgehend unbekannt.
Das Begegnungszentrum bot uns für unsere Zusammenkunft ideale Bedingungen, der engagierte Cateringservice betreute uns hervorragend und dementsprechend war auch auf der gesamten Veranstaltung eine positive Stimmung zu spüren. Nach der Begrüßung durch den Leiter der AG Geschichte des LSK und entsprechender Einstimmung ergriff LSK-Präsident Tommy Brumm das Wort und schilderte aus seiner Sicht, wie er das Kleingartenwesen in der Zeit des VKSK erlebte und es nachhaltig in ihm nachwirkte. Seine Ausführungen reichten über die ersten Nachwendejahre bis hin in die heutige Zeit – mit all ihren positiven Seiten, Überraschungen und sich daraus ergebenden Problemen.
Viele „Blinde Flecken“ in der kurzen Episode des VGS
Auch in der heutigen Zeit ist die Abwicklung des VKSK nicht immer abgeschlossen. Davon zeugen einige Prozesse, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll. Tommy Brumm lockerte seinen Vortrag durch persönlich erlebte Episoden auf, die auch so manchem Chronisten ein Schmunzeln hervorlockten. Etwas ernster ging es dann im Vortrag mit Präsentation zum Thema VGS zu, den Armin Menzer referierte.
Der VGS war nur eine kurze Episode in der Geschichte des Kleingartenwesens. Es war ein Versuch, das Kleingartenwesen aus dem VKSK heraus in die neue Zeit zu bringen und zu reformieren. Natürlich gab es eine Reihe von Problemen, die das Grundgefüge des VKSK mit sich brachte. Im VKSK waren nicht nur Kleingärtner, sondern auch Siedler, Kleintierzüchter, Imker, Pelztierzüchter etc. vereint, die natürlich in der neuen Situation ihre eigenen Interessen hatten. Die meisten Interessenvertretungen gingen bereits vor der Aufl ösung ihren eigenen Weg.
Zunächst blieben nur die Kleingärtner und Siedler übrig, die mit VGS eine Basis haben sollten. Aber auch das ging komplett schief. Siedler sondierten westdeutsche Siedlerverbände, denn davon gab es mehrere. Auch diese standen in Konkurrenz und machten das auch gegenüber ostdeutschen Delegationen deutlich. Übrig blieben am Ende die Kleingärtner, die in den alten Bundesländern im Bundesverband Deutscher Gartenfreunde (BDG, heute BKD) organisiert waren. Hier strebten die ostdeutschen Verbände die Mitgliedschaft an, obwohl sie dem VGS beigetreten waren und dann den VGS nach und nach wieder verließen. Der LSK war der erste dieser Verbände. Einfach waren diese Entscheidungen nicht, zumal auch die westdeutschen Funktionäre sich klar dazu äußerten und erklärten, mit einem VGS werde man nicht zusammenarbeiten. Nicht immer ging es dabei fair zu, so manche Diskussion oder Erläuterung ging damals sogar unter die „Gürtellinie“.
Viele schwierige Schritte in wechselvollen Zeiten bis heute
Beide Vorträge werden im Jahrbuch „Der Schrebergärtner“ 2025 nachlesbar sein und auch Angaben zu den Quellen enthalten. Die anschließende rege Diskussion, bei der sich Dr. Heinz Wolff (Zwickau), Ralf Graupner (RV Oberes Erzgebirge), Frank Hoffmann (SV Dresden), Christian Werner (KV Döbeln), Gert Steffen (RV Vogtländischer Kleingärtner), Karl-Heinz Leistner (KV Zwickau-Land), Leonore Lisch (Verband Schwarzenberg), Elke Ehnold (SV Dresden) und Dr. Angelika Winter (KV Zwickau-Land) äußerten, zeigte die damaligen Ereignisse und die bestehenden Probleme deutlich auf. Die vielfältigen Episoden aus den Vereinen und Verbänden zeigten auch anschaulich, wie unterschiedlich die Eindrücke und Erfahrungen in den verschiedenen Vereinen und Verbänden aus dieser nun fast 35 Jahre zurückliegenden Zeit sind. Auch einige dieser Diskussionsbeiträge werden im Jahrbuch 2025 nachlesbar sein.
Natürlich reichte die Zeit längst nicht aus, um alle Dinge zu beleuchten. Die zahlreichen Gespräche der Chronisten untereinander bestätigten die Schlussworte des Leiters der AG Geschichte, dass über diese Zeit bei Weitem noch nicht alles gesagt wurde. Wir werden uns demnach wiedersehen und hoffen, dass dann auch aus den bisher nicht vertretenen Verbänden ebenfalls Veranstaltungen dieser Art besucht werden. Es gilt festzuhalten, was sich im Kleingartenwesen entwickelt.
LSK-Präsident Tommy Brumm äußerte sich dahingehend, dass das Kleingartenwesen in Deutschland, insbesondere auch das in Sachsen, ein besonderes Kulturgut darstellt und möglicherweise vielleicht sogar Weltkulturerbe ist. Das gilt es aber zu beweisen. Wer, wenn nicht wir Chronisten und weitere geschichtlich interessierte Kleingärtner und Vorstände der Vereine und Verbände, könnten diese Aufgabe lösen? Mit Recherchen und deren Dokumentationen auf allen Ebenen sind wir auf einem guten Weg.
Packen wir es gemeinsam an!
Leiter der AG Chronisten des LSK