Sächsische Gartenakademie – Gespräch mit Frank Sander
3 Min. Lesedauer
Wissen vermitteln und in der Praxis anwenden
Frage: Herr Sander, Sie sind seit Kurzem der neue Leiter der Sächsischen Gartenakademie. Wie verlief Ihr bisheriger beruflicher Werdegang?
Antwort: Ich bin studierter Diplomlandwirt und habe meinen Abschluss an der Martin-Luther-Universität in Halle gemacht. Bereits sehr früh nach meinem Studium war ich in der Produktionsleitung eines großen Agrarbetriebes tätig und habe mich unter anderem mit Fragen des Gemüseund Obstbaus befasst. In dem Betrieb wurden verschiedene Kohlarten, Bohnen, Erbsen und Möhren sowie auf mehreren hundert Hektar Äpfel angebaut und ein hochmodernes Obstkühllager betrieben.
Gleich nach der Wende hatte ich in einer Vorgängereinrichtung des LfULG die Möglichkeit, in der Region des jetzigen Kreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge Familienbetriebe bei der Einrichtung zu unterstützen bzw. Großbetriebe bei der Umstrukturierung zu begleiten. Außerdem habe ich ab 1992 in den Bereichen Pflanzenbau und Betriebswirtschaft unter richtet und durfte als Vorsitzender eines Meisterprüfungsausschusses bei der Gewinnung von qualifiziertem Berufsnachwuchs mitwirken.
Es folgte unter anderem eine Tätigkeit als Referent im ehemaligen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft, während der ich z.B. Maßnahmen für einen umweltgerechten Gartenbau für den Freistaat Sachsen konzipiert habe. Seit Gründung des LfULG im Jahr 2008 war ich als Referatsleiter mit Fragen der Bergbaurekultivierung und später der Saatenanerkennung betraut.
Sehr bereichernd war auch meine Zeit als Stabsstellenleiter der Abteilung Gartenbau des LfULG mit Schwerpunkt auf die Veranstaltungsorganisation, unter anderem für das Grüne Forum in Pillnitz. Zum Jahresbeginn erhielt ich die Möglichkeit, die Leitung der traditionsreichen Sächsischen Gartenakademie zu übernehmen, nachdem Knut Strothmann in seinen verdienten Ruhestand gegangen ist. Ich freue mich auf die Herausforderung, die Expertise von Kleingärtnern und Gartenbauberatern mit vielfältigen Bildungsprogrammen zu erweitern. Zu meinen Aufgaben gehören weiterhin die Koordinierung des „Grünen Forums Pillnitz“ und der „Langen Nacht der Wissenschaften“ in Pillnitz.
Der neue Leiter der Sächsischen Gartenakademie Frank Sander (l.) berät einen Gartenfreund zur Fruchtfolge und bedarfsgerechten Düngung im Kleingarten. Foto: LfULG
Welche Berührungspunkte hatten Sie bislang mit dem Kleingartenwesen?
Zum Kleingartenwesen hatte ich bereits in meiner Kindheit und Jugend ausreichend Berührungspunkte mit eigenem Gemüse- und Obstanbau. Dabei wurden die Grenzen einer Kleingartenparzelle mitunter deutlich überschritten. So hatten wir auch 500 Halbstamm-Apfelbäume mit Erntemengen, die weit über die Eigenversorgung hinausgingen. Ich erinnere mich an das Sortieren vieler Erntekisten voller Äpfel in den Herbstmonaten, an Zaunbauarbeiten und die vielen Arbeitsgänge der Baumpflege, Einlagerung und Vermarktung.
Erste Schritte im Kleingarten machte ich beim Anlegen eigener Beete mit Beginn meiner Schulzeit. Auch während des Studiums beschäftigten wir uns mit Gartenbauthemen mithilfe verschiedener Prüfungsfächer.
Wie kann bzw. sollte sich die Zusammenarbeit zwischen Gartenakademie und LSK Ihrer Meinung nach in der Zukunft entwickeln?
Aus meiner Sicht wäre es gut, wenn Kleingärtner das „Einmaleins“ aus Fruchtfolge, Aussaat, Düngung, Pflege, Sortenwahl kennen und beherzigen – von der integrierten bis hin zur ökologischen Bewirtschaftung.
Außerdem sollten wir brennende Fragen im Blick haben wie einen an den Klimawandel angepassten Anbau, die insektenfördernde Etablierung von Zierpflanzen, Obst und Gemüse sowie eine naturnahe Wiesenansaat. Wichtig ist es auch, einen Beitrag zur Verbesserung der CO2-Bilanz zu leisten, indem auf torfhaltige Erde verzichtet wird.
Bei der Gartenbewirtschaftung sollten ressourcenschonende Verfahren im Vordergrund stehen. Dazu gehören die Möglichkeiten der biologischen Schädlingsbekämpfung: Wenn z.B. bei den Pflanzen auf Artenvielfalt gesetzt wird, kann sich eine Vielzahl von Nützlingen ansiedeln. Als Gartenakademie planen wir ab diesem Jahr gemeinsam mit dem Landesverband Sachsen der Kleingärtner besonders familien- oder umweltgerechte Gärten regelmäßig zu prämieren.
Bei der Landesgartenschau in Torgau 2022 möchten wir den LSK unterstützen und stellen Broschüren und Pflanzen aus der Versuchsgärtnerei in Pillnitz zur Verfügung. Ein bedeutendes Ereignis kommt 2022 mit dem Jubiläum „100 Jahre Forschung und Lehre in Pillnitz“ auf uns zu. Dazu wird es sicher viele Berührungspunkte zum LSK geben.
Welche Angebote des Schulungsprogramms für Gartenfachberater und weitere interessierte Gartenfreunde könnten weiter ausgebaut bzw. künft ig neu entwickelt werden?
Neue Angebote der Gartenakademie könnten im Bereich der standortgerechten Pflanzenauswahl und der Verwendung optimaler Sorten liegen. Einer hohen Widerstandsfähigkeit gegenüber Pflanzenkrankheiten und Schädlingen sowie gegen Witterungsunbilden kommt eine wachsende Bedeutung zu. Dabei wird auch auf traditionelle, samenfeste Sorten gesetzt, die häufig eine sehr gute regionale Eignung und einen guten Geschmack haben.
Die Gartenfachberater müssen in die Lage versetzt werden, interessante Lebensräume für Insekten, Vögel und andere Elemente der Nützlingsfauna zu gestalten, um selbstregulierende Biotopsysteme zu schaffen. Hier kommen wir wieder zu den bereits genannten Schwerpunkten: klimagerechte Bepflanzung, Insektenvielfalt durch Blütenvielfalt und CO2-gerechte Gärtnerei durch Torfersatz sowie effektive Kompostwirtschaft.
Neu in das Bildungsprogramm der Sächsischen Gartenakademie aufgenommen werden Angebote zum „Urban Gardening“, also zum Gärtnern in der Stadt. Zudem wird es unsere ständige Aufgabe sein, weitere nachhaltige Bildungsofferten für Kleingärtner und letztlich das Gemeinwohl zu erarbeiten und in den nächsten Jahren anzubieten.
Wie wurden die Weiterbildungsseminare an der Gartenakademie in den vergangenen Monaten trotz Corona-Pandemie angenommen?
Aus unserer Sicht wurden die vorwiegend digitalen Bildungsangebote für Kleingärtner, Gartenbauberater, Eigenheimbesitzer und Pflanzendoktoren gut angenommen. Zu den Schwerpunktthemen gehörten bisher Obstbau, ökologischer Gartenbau und sachgerechter Pflanzenschutz. Insgesamt wurden dieses Jahr 25 digitale Lehrgänge für mehr als 1000 interessierte Gärtnerinnen und Gärtner angeboten.
Wir bieten in der Gartenakademie auch seit Anfang des Jahres einen monatlichen Podcast zu saisonalen Gartenbauthemen an:
Die monatlichen Gartentipps auf unserer Webseite sind ebenfalls weiter verfügbar:
Welche Erwartungen haben Sie als Mitglied der Wettbewerbskommission im LSK Landeswettbewerb 2021 an die teilnehmenden KGA?
Für den Landeswettbewerb „Gärten in der Stadt“ hoffe ich auf eine bunte Vielfalt bei der Gartengestaltung. Gesucht werden Kleingärtner, die vorwiegend biologische Pflanzenschutzmaßnahmen in ihren Gärten anwenden, regionale Sorten einsetzen sowie eine gute Kreislaufwirtschaft und bedarfsgerechte Düngung realisieren. Ich bin mir sicher, dass viele der Teilnehmer gute Chancen haben. Die Besten können sich für den nächsten, dann 25. Bundeswettbewerb im Jahr 2022 qualifizieren.
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