Tafelgärten starteten 2023 mit weniger Personal in die Saison
Stadtverband Leipzig der Kleingärtner e.V.
Der Stadtverband der Kleingärtner und die Arbeitsagentur hatten 2007 in der Kleingartenanlage „Kultur“ mit einem offiziellen ersten Spatenstich mit dem Anbau von Obst und Gemüse in leerstehenden Parzellen begonnen. Viele fleißige Menschen produzieren seitdem im Rahmen von beruflichen Eingliederungsmaßnahmen Lebensmittel, welche die Tafel Leipzig an bedürftige Familien verteilt – inzwischen sind in den vergangenen 17 Jahren bereits einige hundert Tonnen an Nahrungsmitteln herangezogen, geerntet und an Bedürftige abgegeben worden.
Das Projekt wird gegenwärtig als Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung in Kooperation zwischen dem Jobcenter Leipzig, der Leipziger Tafel und dem Stadtverband Leipzig der Kleingärtner seit 2014 unter Federführung des Maßnahmeträgers WABE, Projektbereich BIT (gemeinwohlorientierte Beschäftigung, Integration und Teilhabe) realisiert. Allein in diesem BIT-Projekt sind jedes Jahr bis zu 200 Teilnehmer und 22 Mitarbeiter:innen in verschiedenen AGH-MAE und KGV tätig. In vier Maßnahmen (Kombi-AGH) dieses Projektes werden außerdem über den Winter Werkstattarbeiten zur kreativen Gestaltung von Holz und Naturmaterial zur Weitergabe an die KGV durchgeführt.
Kleingärtner übernehmen soziale Verantwortung
Jedoch hat sich mit dem Beginn der diesjährigen Gartensaison die Zahl der genehmigten Tafelgärtner von noch rund 120 im Vorjahr um etwa ein Viertel verringert, sodass nach Auskunft des Stadtverbandsvorsitzenden Robby Müller nicht mehr in allen dafür vorgesehenen Kleingärten Obst und Gemüse für die Tafel angebaut werden kann. In zwei interessierten KGV könnte das Projekt Tafelgärten sogar ganz zum Erliegen kommen. „Wir hoffen jedoch – vor allem im Interesse der bedürftigen Mitbürger – nach wie vor, dass das Jobcenter im Laufe des Gartenjahres weitere Teilnehmer genehmigt und wir Kleingärtner unserer sozialen Verantwortung gegenüber der Gesellschaft auch auf diesem Gebiet gerecht werden können.“
(1) Die Wiege der Leipziger Tafelgärten stand im Jahre 2007 im KGV „Kultur“, in dessen Parzellen die Teilnehmer an diesem Projekt auch 2023 Obst und Gemüse wie Grünkohl, Kartoffeln, Zwiebeln und Co. für bedürftige Mitbürger anbauen. (2) Die Tafelgärten haben inzwischen Schule gemacht – in mehreren anderen Leipziger KGV wie in der „Naturheilkunde“ Leipzig Eutritzsch (unser Foto) und längst auch landes- bzw. bundesweit. Fotos: ps
Ein Erfolg: Das Tafelgarten-Projekt
Es war und ist der ursprüngliche Sinn und Zweck der Tafeln, gegen Lebensmittelverschwendung vorzugehen. Kalkulieren die Supermärkte jetzt knapper, ist dieses Ziel zumindest ein Stück weit erreicht. Entwickeln sich jetzt Tafelgärten, so ist es ein weiterer positiver Effekt. Dabei sehe ich nicht die „Gewöhnung von Langzeitarbeitslosen an regelmäßige Arbeit“ als Effekt, denn dieses ist ein defizitärer und stigmatisierender Blick auf Menschen. Ich sehe eher die Chance, dass sich Leute kennenlernen, sich vernetzen und gegenseitig helfen können – und zwar sowohl in kleiner Hinsicht als auch im großen Rahmen, vielleicht und hoffentlich auch als politische Bewegung im Sinne dessen, was so mancher Politiker vorgeblich vertritt und oftmals längst zur Phrase verkommen ist.
Die Stadt Leipzig setzt bei ihren Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen auf Wohltätigkeit. Langzeitarbeitslose bewirtschaften Gärten und spenden das Obst an Obdachlose bzw. Nutzer der Tafel. Neben der Hilfe für die Tafeln hat das Projekt auch für die ABM-Kräfte selbst eine große Bedeutung – das Wichtigste ist deren sinnvolle Beschäftigung. Auch deshalb ist das Tafelgarten Projekt bis heute ein voller Erfolg.