Umzug unserer Geschäftsstelle war eine Mammutaufgabe
Regionalverband Vogtländischer Kleingärtner e.V
3 Min. Lesedauer
„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen“ – ein Zitat von Matthias Claudius (1740–1815). Zu dessen Lebzeiten war Reisen noch eine ganz andere Angelegenheit als heute. Bezugnehmend auf dieses Zitat möchte ich von einer ganz anderen Reise berichten. Denn wer mit seiner kompletten Geschäftsstelle umzieht, kann auch so einiges erzählen.
Als wir bei unserer Mitgliederversammlung am 4. März 2020 das 25-jährige Jubiläum des Verbandes feierten, war uns noch nicht bewusst, dass 2021 eine andere 25-jährige Geschichte im Verbandsleben enden sollte. Am 10. April 1995 wurde unsere bisherige Geschäftsstelle in der Pfaffenfeldstraße bezogen. Direkt neben einem zu DDR Zeiten bekannten Lichtspielhaus, dem „Tivoli“ – ein geschichtsträchtiges Gebäude, in dem August Bebel 1870 zu Plauener Arbeitern gesprochen hatte.
Diese Geschäftsstelle war 65 m2 groß, lag im 2. Obergeschoss, doch einen Fahrstuhl gab es hier nicht. Das war damals zwar kein Problem, doch seit einigen Jahren haben sich Gartenfreunde und Vorsitzende immer schwerer getan, die vielen Stufen zu erklimmen, um in die Geschäftsstelle zu gelangen. Auch gibt es das „Tivoli“ seit Langem nicht mehr – und der markante Punkt verblasste. So wurden immer mehr Stimmen laut, ob die Geschäftsstelle nicht verlegt werden könnte.
Mit Schrägaufzug, zwei Fahrzeugen und jeder Menge Manpower
Mit einem Schrägaufzug wurden das Mobiliar und die Dokumente aus der alten Geschäftsstelle des Regionalverbandes in die Umzugswagen befördert. Foto: Steffen
Doch es ist gar nicht so einfach, passende Räumlichkeiten zu finden, die ebenerdig liegen, gut mit dem ÖPNV zu erreichen sind und für die zudem noch ausreichend Parkplätze zur Verfügung stehen. Auch sollte sich die Geschäftsstelle in guter Lage befinden und von der Öffentlichkeit wahrgenommen werden.
Die Suche begann – und wir wurden schließlich fündig: eine seit längerer Zeit leer stehende 80 m2 große Ladeneinheit im Erdgeschoss mit separatem Eingang, gelegen im Plauener Westend, genau zwischen zwei Haltestellen der Straßenbahn, ausreichende Parkplätze gibt es in der Umgebung. Nun mussten diese Räumlichkeiten nur noch frei und bezahlbar sein. Das Gute – die Ladeneinheit war frei, bei gleicher Miete wie in der alten Geschäftsstelle.
In der Vorstandssitzung am 23. September 2020 haben wir den Beschluss gefasst, die Geschäftsstelle zu verlegen. Allerdings drohte das Vorhaben an den Klauseln des alten Mietvertrages fast zu scheitern, der es uns nur ermöglichte, das alte Mietverhältnis erst zum 31. März 2021 zu beenden. Es gelang uns, den neuen Mietvertrag zum 1. Januar 2021 abzuschließen. Nun könnte man sagen: da sind doch noch drei Monate Zeit – eine Zeit, die wir brauchen sollten.
Geschäftsbetrieb des RV Vogtländischer Kleingärtner aufrecht erhalten
Vorstandsmitglieder haben unser neues Domizil vollständig renoviert, neue Bodenbeläge verlegt, zusätzliche Elektroleitungen und Datenkabel gezogen, oftmals nur nach Arbeitsende und an Wochenenden. Zudem galt es, parallel dazu den Geschäftsbetrieb aufrecht zu halten – und all das zu Corona-Zeiten im Lockdown. Alle Geschäfte, vor allem die beliebten Baumärkte hatten geschlossen. Da war es oft schwer, Material zu ordern oder gar neue Büromöbel zu beschaffen. Als gelernte DDR-Bürger haben wir jedoch Lösungen gefunden, und es gelang uns, die künftige Geschäftsstelle in einen einzugsbereiten Zustand zu bringen.
Als Umzugstermin setzten wir uns den 22. Februar 2021 – und das war überaus sportlich. Am 8. Februar sollten eigentlich die Umzugskartons kommen – doch es kamen Schnee und Kälte, die 14 Tage andauern sollten. Bei diesen Schneemengen hätte sich der Umzug durchaus noch verschieben können.
Unabhängig von diesen widrigen Umständen wurde die alte Geschäftsstelle abgebaut. 52 Umzugskartons mit Akten und Ordnern galt es zu verstauen, Möbel für den Transport vorzubereiten und zu beschriften. In der neuen Geschäftsstelle kamen teils neue Möbel an, die aufgebaut werden mussten – immer im Hinterkopf: Ist der Umzugstermin noch zu schaffen? Es gelang, wenn auch alles mit heißer Nadel gestrickt wurde und Petrus schließlich doch ein Einsehen hatte, denn kurz vor dem Umzugstermin schickte er uns ein Hoch mit trockenem Wetter und zweistelligen Plusgraden.
Am 22. Februar ging es dann los: Der Telekom-Techniker kam in die neue Geschäftsstelle, um den Anschluss umzustellen. Pünktlich 8:10 Uhr war er da, und 5 Minuten später waren wir in der neuen Geschäftsstelle schon wieder online, und Handwerker erledigten die letzten Arbeiten. Gegen 8:30 Uhr rückte das Umzugsunternehmen in der alten Geschäftsstelle an, mit Schrägaufzug, zwei Fahrzeugen und jeder Menge Manpower. Schon zwei Stunden später war die bisherige Geschäftsstelle ausgeräumt – selbst das vorgefundene Eigentum des VKSK mit der Inventarnummer 37 in Form einer alten Schrankwand fand den Weg zur „ewigen Ruhe“ in das kommunale Entsorgungsunternehmen.
Gegen 11 Uhr fuhren die Speditionsfahrzeuge an der neuen Geschäftsstelle vor. Um 12:30 Uhr war alles in den neuen Räumen untergebracht. Die fleißigen Jungs schafften es in dieser Zeit sogar, sich das von uns organisierte Mittagessen schmecken zu lassen.
Bis 16 Uhr bauten wir die Möbel auf und begannen die Inhalte der ersten 30 Umzugskartons an den vorgesehenen Plätzen einzuräumen. Außenarbeiten wie das Anbringen des noch notwendigen Handlaufes wurden erledigt. Zwischenzeitlich begann der Elektriker, unsere neue Wechselsprechanlage zu installieren.
Neue Geschäftsstelle begrüßt ihre Gartenfreunde
Ein Mammutprogramm lag hinter uns, da schmeckte das Sternquell Pils umso besser, das wir uns dann auch gönnten. Auch wenn noch nicht alles fertiggestellt ist, so freuen wir uns doch, es geschafft zu haben. Nun können wir unsere Gartenfreunde in einer ebenerdig liegenden, modern und hell ausgestatteten Geschäftsstelle begrüßen, wenn es Corona wieder erlaubt – und wir hoffen, dass diese gut angenommen wird.
Offiziell wollten wir am 1. April 2021 die Geschäftsstelle einweihen (kein Aprilscherz!), bis dahin waren alle Restleistungen erledigt und die Räume der alten Geschäftsstelle wurden an den Vermieter zurückgegeben.
Wer uns künftig sucht, findet uns in Plauen in der Liebknechtstraße 84 (RV Vogtländischer Kleingärtner e.V.). Karl Liebknecht, da war doch was? 1870 sprach August Bebel im Plauener „Tivoli“ zu den Arbeitern, Karl Liebknecht wurde 1871 geboren. Wir haben es also mit der Arbeiterklasse – auch richtig so, denn das waren einst die ersten Kleingärtner, und für die Kleingärtner sind wir als Geschäftsstelle da.
Wer umzieht, kann also noch viel mehr erzählen.
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